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  • Thema Smart City

Offene Software für Ehrenamtsbereich

  • Rubrik Interview
  • Veröffentlichungsdatum 01.03.2021
Frauke Nippel

Unser Report „Digital im Verein“ hat es gezeigt: Wenn es um die Digitalisierung geht, hat der ehrenamtliche Bereich Nachholbedarf. Dabei könnte mit den richtigen Tools wertvolle Zeit eingespart und für die eigentlichen Aufgaben frei werden. Das CityLAB Berlin hat eine Seite gelauncht, die den Ehrenamtsbereich bei der Digitalisierung unterstützen soll. Ein Interview über das neue Angebot mit Dr. Benjamin Seibel, Leiter des CityLABs.

Gerade ist www.digital-vereint.berlin online gegangen. Was bietet die Seite, die Ihr mit einer Förderung der Senatskanzlei eingerichtet habt?

Dr. Benjamin Seibel: Mit der Seite bieten wir Vereinen und Initiativen zunächst einmal die Möglichkeit, ein offenes Videokonferenz- und Chat-System auszuprobieren. Über das letzte Jahr haben wir gemerkt, wie groß in der ehrenamtlichen Arbeit der Bedarf an digitalen Tools ist. Ideell fühlen sich viele Initiativen dem Open Source-Gedanken verbunden, aber praktisch scheitert es oft an fehlenden IT-Ressourcen. Dabei wollen wir mit unserem Angebot helfen. Wir wollen mit dem Projekt gemeinsam mit der Berliner Senatskanzlei testen, was so ein Betrieb bedeuten würde und mit welchen Aufwänden er verbunden ist.

Rund um dieses Angebot haben wir aber auch viele Informationen zusammengetragen. Wir stellen zum Beispiel relevante Software vor und geben einen Überblick über Funktionalitäten, Datenschutz und -sicherheit. Zu diesen Themen werden wir zukünftig auch Workshops anbieten.

Zudem gibt es Erfahrungsberichte aus Vereinen, die bereits erfolgreiche Schritte Richtung Digitalisierung gemacht haben. Wir berichten über einen Imkerverein, der seine Administration digitalisiert hat, und jetzt mehr Zeit hat, sich um Mitgliederwerbung zu kümmern. Man kann auch einen Fußballverein kennenlernen, der die meist jungen Mitglieder über YouTube-Filme und Chatangebote anspricht.

Wie genau funktioniert die Nutzung der Online-Tools?

Dr. Benjamin Seibel: Wer ein entsprechendes Anmeldeformular ausfüllt, erhält von uns einen Zugang zu unseren Videokonferenz- und Chatservern und kann dort dann eigene Räume anlegen. Das ist ja seit längerem eine zentrale Forderung, etwa auch der Initiative Digitale Zivilgesellschaft, dass für den ehrenamtlichen Bereich öffentliche IT-Infrastruktur bereitgestellt wird.

In der Pilotphase bieten wir die relativ etablierten Services BigBlueButton (für Videokonferenzen) und Mattermost (für Chats) an. Beides Tools sind offene, nicht-kommerzielle Software, bei der User:innen sich keine Sorgen machen müssen, dass ihre Daten weiterverkauft oder anderweitig gesammelt werden. 

Wir sind im CityLAB große Verfechter von Open Source, nicht nur weil wir so Transparenz gewährleisten können, sondern vor allem weil offene Software von jedem angepasst und weiterentwickelt werden kann, ohne dass man sich von kommerziellen Anbietern abhängig machen muss. 

Die Seite ist jetzt online. Der Besuch ist auf jeden Fall interessant. Gibt es weitere Möglichkeiten, sich zum Projekt und dem Thema Digitalisierung im ehrenamtlichen Bereich zu informieren?

Ja, neben unserem Community-Chat werden wir in den nächsten Monaten regelmäßige Workshops und Informationsveranstaltungen anbieten. Los geht es am 09.03. um 15:30 mit der Diskussionsveranstaltung Digitale Zivilgesellschaft Berlin – Wo stehen wir 2021?, u.a. mit der Staatssekretärin Sawsan Chebli. Es gibt aber auch über Digital Vereint hinaus zahlreiche spannende Initiativen und Projekte zur Digitalisierung der Zivilgesellschaft. Viele Links haben wir auf unserer Website gesammelt.