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Smart Building: Interoperabilität als Geschäftsmodell

Anne-Caroline Erbstößer war auf der Light & Building und ist beeindruckt.

Wenn die Suchmaschine die Heizung regelt

Wow, was es alles schon gibt! Die Light & Building platzt aus allen Nähten, die Branchen boomen. Vernetzung ist das neue heiße Ding. Waren es in den letzten Jahren nur bunte Folienvorträge, die das Ende des Vendor-Lock-In (Kundenbindung an einen Anbieter) verkündeten, können jetzt angeblich fast alle Anbieter von Gebäudeautomation und Energietechnik verschiedenste Produkte miteinander, also interoperabel, verbinden. Die Vernetzung findet auf herstellerübergreifenden Plattformen statt, die allerorts aus dem Boden sprießen wie jetzt im Frühling die Krokusse.

Dieser Prozess ist wichtig, denn der Markt für intelligente Gebäude ist und bleibt komplex. Von der SmartHome-Anwendung für die Wohnung bis zur integralen Energie- und Automationstechnik für die Fabrik, vom Funksensor für Lichtregelung bis zur Anlagensteuerung mit kabelgebundenen Systemen: Für jeden Fall gibt es eine Lösung - und einen anderen Experten. Die Dinge vernetzten sich, die Branchen bleiben unter sich.

Google ist der größte Mitbewerber

Der Aufbau und die Steuerung einer Gebäudeautomation ist Expertenwissen und ganz wichtig: „Never change a running system“! Und dann kommt Cisco, Microsoft oder Google und setzt sich mit seinem Ökosystem zwischen die alte Welt der Automation und die neue Welt der Digitalisierung. Einige der großen Hersteller  haben das erkannt und steuern mit viel Elan in die Zukunft. Zum Beispiel Vissmann: Als traditionsreiches Familienunternehmen hat der Heizungshersteller in den letzten Jahren viel investiert. Unter anderem in einen Standortausbau in Berlin mit WattX  und Maschinenraum, einer Forschungsprofessur im Einstein Center für Gebäudeautomation und IoT und jetzt will der 28jährige Juniorchef auch noch die gesamte Firmensprache auf Englisch umstellen!

Facility Management und vernetze Gebäude: Kleine neue Mitbewerber boomen

Nicht nur die digitalen Tanker, auch kleine Startups drängen auf den Markt und mischen die alteingesessene Szene der Technikanbieter, Planer und Gebäudebetreiber auf. In der Praxis gilt für viele Ingenieure und Installateure Vernetzung als zu kompliziert und unzuverlässig, mit Mängeln was Interoperabilität sowie Kundenservice anbelangt. Auch die Qualität der Installation stellt ein Problem dar, speziell wenn die nötige Qualifikation fehlt. Hier setzen kleine und agile Unternehmen, wie Thermondo, Bead oder Metr an und bieten abgespeckte, schlanke und nutzerzentrierte Leistungen und individuell zugeschnittene Lösungen an. Für Berlin mit seinen vielen Internetstartups kann das volkswirtschaftlich neue Chancen bringen. Für die Gebäudenutzer vor allem dann, wenn sie ihre Daten umziehen können wie ihre Schreibtische.

Gebäudedaten als Baustein der Smart City

Soll in Zukunft nicht der Online-Händler die Heizung, das Gebäude oder gar die ganze Stadt regeln, bedarf es mehr als systemoffener Plattformen (ruled by Amazon oder Google). Offene Schnittstellen, oder gar offene Datenzugänglichkeit bieten viele Plattformen höchstens stark reglementiert oder gar nicht an, obwohl sich Interoperabilität oft erst damit herstellen lässt. Der Datenaustausch ist elementar wichtig für die effiziente Steuerung eines Systems. Sei es eine Heizung oder eine Stadt: Die Aufgabe ist die gleiche. Der offene Austausch von Daten muss in jedem Fall gewährleistet und geregelt werden. Nur so wird ein Smart Building nachhaltig daten- und versorgungssicher; und ein förderlicher Wettbewerb zwischen Datendienstleistern entsteht nur, wenn die auch ohne Datenverlust gewechselt werden können. Bauherren und Eigentümer sind gut beraten, die Hoheit über die Daten ihres Gebäudes zu behalten und nicht einem Dienstleister zu überlassen. Die öffentliche Hand hat dazu in technischen Regelwerken bereits einige Weichenstellungen vorgenommen, sowohl für die Interoperabilität als auch für den Umgang mit Daten. Weitere Handlungsempfehlungen finden sich in unserem Report Smart Home Berlin.

Smart Home

Studie zu Assistenzsystemen in privaten Haushalten