Fachkräfte, Subventionen, Daten: Was ist wichtig für den Technologiestandort Berlin?
Ein Ziel der Technologiestiftung Berlin ist es, die Region bei ihrer Entwicklung zu einem bedeutenden Standort in ausgewählten Technologiefeldern zu unterstützen. Die Frage nach den Standortbedingungen gehört dazu: Ob Fachkräfte, Subventionen oder Datenzugang – verschiedenste Standortfaktoren beeinflussen, ob sich Technologieunternehmen ansiedeln oder nicht. Unsere Kollegin Anett Kuntosch beleuchtet das Thema im Kommentar am Beispiel von Berlin.
Die Begriffsbestimmung von Technologie hat sich in den letzten Jahrzehenten gewandelt. Sie beschränkt sich nicht mehr auf die Fähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse in anwendungsreife Industrieprodukte umzusetzen. Vor allem jüngere Generationen verweisen bei der Frage “was ist Technologie” teilweise gänzlich auf die Digitalisierung – und die mit ihr verbundenen Unternehmen. Ein Beispiel für eine Technologie im Sinne eines Dienstleistungsproduktes ist die Künstliche Intelligenz.
Wenn sich also der Technologiebegriff um den Aspekt der Digitalisierung erweitert hat, haben sich vielleicht auch die Bedingungen geändert, nach denen Unternehmen ihren Standort wählen? Oder spielen Standortfaktoren in einer digitalen Welt keine Rolle mehr?
Was macht eine Region zu einem Technologiestandort?
Fragt man direkt bei der KI nach, bekommt man folgende Antwort: ChatGPT meint, dass Technologie dazu dient, Bedürfnisse zu erfüllen. Das Leben soll einfacher, effizienter und angenehmer gestaltet werden, schreibt die KI – und meint sich damit vermutlich selbst. Dazu bräuchte es hochqualifizierte Arbeitskräfte, Zugang zu wissenschaftlichen Institutionen, Finanzierungsmöglichkeiten oder technologische Infrastruktur. So weit, so klassisch und so unspezifisch. Eine Kurzrecherche in der wissenschaftlichen Literatur und in internationalen Technologie-Rankings hat ebenfalls keine fundamental neuen Standortfaktoren ergeben.
Daher haben wir versucht, stärker zu differenzieren: Beispielsweise nach Unternehmenstypen:
Unternehmen der Spitzentechnologie, der technologiebezogenen Wissensintensiven Dienstleistungen oder technologieorientierte Startups stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an ihren Standort.
Innovationen bei Unternehmen der Spitzentechnologie sind sehr kapitalintensiv, oftmals energieintensiv und eher standortgebunden, daher gelten hier eher die „klassischen“ Standortfaktoren.
Technologieorientierte Startups, sind hingegen darauf angewiesen, dass sie beispielsweise Zugang zu großen Datenmengen bekommen, die sie auch nutzen dürfen – oder benötigen freiheitliche Gestaltungsmöglichkeiten und kreative Köpfe für ihre wirtschaftlichen Aktivitäten.
Gleichzeitig sind alle Typen daran interessiert, Fachkräfte möglichst lange zu binden. Denn auch Entwicklungsprozesse brauchen Zeit und sind sehr teuer – eine große Fluktuation während des Innovationsprozesses erhöht die Kosten noch weiter.
Technologieorientierte Startups wählen Berlin
In Berlin entwickelt sich der Dienstleistungssektor weiterhin sehr gut; im Fokus stehen auch Technologieunternehmen. Das bestätigen auch die Ergebnisse der neuen Innovationserhebung Berlin 2023, die wir zuletzt veröffentlicht haben. Die Auswertung der Zahlen zum Einsatz von KI-Verfahren und Anwendungen zeigt beispielsweise, dass KI eine immer größere Verbreitung findet. Vor allem bei der Mustererkennung oder dem maschinellen Lernen sind Berliner Unternehmen Vorreiter: Die Ergebnisse für Berlin liegen hier weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Die aktuellen Rahmenbedingungen für den Technologiestandort Berlin stimmen; gerade auch für Startups, etwa bei der Verfügbarkeit von kreativen Talenten. Das Vorhandensein kompetenter und engagierter Netzwerke überzeugt die Tech-Startup-Szene. Das Ergebnis sind gestiegene Umsätze mit Produktneuheiten, beispielsweise im Bereich Software- und Datenverarbeitung. Nicht zuletzt spielt die Infrastruktur eine große Rolle: Die Nachfrage für die Ansiedlung von Rechenzentren innerhalb der Stadtgrenzen steigt an.