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  • Thema Bildung

Hacking Innovation Bias bei der Langen Nacht

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 07.06.2023
Carolin Clausnitzer

Warum Technik nicht geschlechtsneutral ist und wie man sie geschlechtssensibel gestalten kann, das sind zentrale Fragen des Blockseminars "Hacking Innovation Bias" an der TU Berlin. Im Seminar bauen die Studierenden technische Kunstobjekte zum Thema "Gender Bias in Forschung und Entwicklung". Die Artefakte entstehen mit digitaler Hardware aus der Hacking Box der Technologiestiftung. Was das Format besonders macht, erklärt Carolin Clausnitzer in diesem Blogbeitrag.  

Lieber Arduino, schön dich kennenzulernen!

Bereits zum sechsten Mal fand im April unsere Arduino-Einführung im Rahmen des Seminars statt. Unsere Mission ist es, den Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen die Welt der digitalen Hardware näherzubringen. Zu diesem Zeitpunkt im Seminar haben sie bereits eine Menge an Literatur zum Thema Gender Bias verschlungen und erste Ideen entwickelt. Wir wollen ihnen zeigen, wie Inhalte mit digitaler Hardware erlebbarer werden und sie dazu inspirieren, diese in ihren Artefakten einzusetzen. Dies ist keine Pflicht, aber die meisten Gruppen sind so begeistert, dass sie die Erweiterung ihrer Werkzeugpallette gleich nutzen. Dies mag auch an den Anwendungsbeispielen im Workshop liegen: Man weiß ziemlich schnell, wofür man das neue Wissen in der Realität einsetzen kann. 

Einmal Schnelldurchlauf Arduino-Einführung: Nach der Begrüßung und dem Kennenlernen legen wir gleich los mit dem Microcontroller Arduino Uno: Software installieren, ersten Code laden, Einbindung von Bibliotheken und Nutzung von Code-Beispielen. Es folgen erste Anwendungen im Stadtkontext mit Sensoren und Aktoren (z.B. Display, Ultraschallsensor etc.). Etwas Kunst haben wir auch im Gepäck: Kennenlernen und Erstellen von ASCII-Kunst für den seriellen Monitor in der Arduino-Software. Als Special Challenge für die weitere Arbeit zu Hause haben wir die if-Verknüpfungen, also die Programmierung von verschiedenen Bedingungen, und das Anschließen weiterer Bauteile. 

Von der Hardware-Einführung zur praktischen Umsetzung

Im Anschluss folgt eine technische Feedbackrunde zu den im Vorfeld während eines Design Thinking-Sprints von den Studierenden erstellten Ideenvideos. Wir geben konkrete Tipps für den Einsatz von digitaler Hardware in den Artefakten der Studierenden. Dabei fließt ganz viel praktische Erfahrung von uns Workshopleiterinnen mit ein, insbesondere zu Anwendungsbeispielen im Stadtkontext. Beispiele aus dem öffentlichen Raum helfen zu verdeutlichen, wie man mit der eigenen Idee bzw. dem Artefakt sichtbar wird. Auch, welche Möglichkeiten der Interaktion mit Besucher:innen es gibt und wie man das in der weiteren Entwicklung des Artefakts mitdenken kann. Letztendlich geht es ja darum, mit der eigenen Arbeit kritisch Position zum Thema Gender Bias zu beziehen und dies anderen Menschen näherzubringen. Es geht dabei auch um die eigene Erfahrung und eine gewisse Selbstwirksamkeit – sowohl seitens der Studierenden, als auch seitens der Besucher:innen. Im Anschluss werden die Artefakte im Rahmen eines Werkstatttags (diesmal im Hack- und Makespace xHain in Berlin Friedrichshain) weiterentwickelt und vorgstellt. In diesem Jahr freuen wir uns über einige sehr interaktive Artefakte, u.a. eine Empathy Journey mit Simulator, einem modularen Bus und eine künstlichen Intelligenz. Die Artefakte werden erstmals im Rahmen einer kleinen Ausstellung präsentiert. 

Die kritischen Artefakte selbst erleben

Im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“ erwartet die Besucher:innen an unserem Stand im Blauen Foyer (Haupteingang der TU, rechts hinter Infothek) eine interaktive Präsentation der Prototypen aus dem Sommersemester. Hier darf alles angefasst und ausprobiert werden – und die Studierenden stehen Rede und Antwort zu ihren Projekten. Dazu gibt es spannende Impulse u.a. zu Gender Bias in Forschung und Entwicklung, Critical Making - und unsere Hacking Box haben wir auch für einen Workshop dabei. Wer weiß, vielleicht entsteht bei der LNdW ja gleich der nächste (unverhoffte) Prototyp?! Wir freuen uns jetzt schon auf nette, kurzweilige, intensive, lustige, phantasievolle und inspirierende Gespräche mit allen Besucher:innen – egal ob jung, alt, digital oder (noch) nicht digital. Bei uns kann jeder mitmachen und das ganz ohne technische Vorkenntnisse! Weitere Informationen zum Programm und zur „Langen Nacht der Wissenschaften“ gibt es hier.

Das Seminar findet zweimal jährlich statt; die nächste Ausgabe startet im Oktober 2023. Interessierten Studierenden senden wir gerne einen Reminder, sobald die Einschreibung möglich ist. Auf die Mailingliste setzen lassen: bildung(at)ts.berlin 

Die Ergebnisse des aktuellen Sommersemesters wurden in Form eines Zines dokumentiert. Wer Interesse an dieser Dokumentation hat, kann sich ebenfalls gern bei uns melden. 

Im Seminar wurde die Hacking Box der Technologiestiftung eingesetzt, die man sich für eigene Vorhaben bzw. gemeinnützige Zwecke auch kostenfrei ausleihen kann. Bei Interesse können wir gern eine Box zum Texten zusammenstellen. Auch hierfür gern bei uns melden.