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  • Thema Smart City

Digitaler Zwilling: Strategische Intelligenz gefragt!

  • Veröffentlichungsdatum 30.06.2022
Frauke Nippel

Das berühmteste Baudenkmal Deutschlands, der Kölner Dom, hat bereits einen Digitalen Zwilling. Auch in Berlin gibt es erste Digitale Zwillinge, zum Beispiel von der Rudolf-Wisell-Brücke, deren Konstruktion und Bauteile vor der Sanierung digital erfasst wurden und Planung und Durchführung der Maßnahmen erleichtern werden. Doch selbstverständlich ist der Digitale Zwilling selbst bei Neubauten noch nicht. Kollegin Anne-Caroline Erbstößer hat sich mit dem Thema in den letzten Monaten ausführlich beschäftigt. Jetzt lud sie zu einem Workshop ein, um den Digitalen Zwilling und seinen möglichen Einsatz mit Fachleuten zu diskutieren.

Gebäude „Haus der Normung“, 3D Modell (Ausschnitt), Deutsches Institut für Normung, 
Copyright: DIN Bauportal GmbH

Gleich eingangs machte Erbstößer klar: Ein Digitaler Zwilling ist kein Selbstzweck, sondern ein digitales Abbild der Wirklichkeit, das Informationen weitergibt, die Bau, Instandsetzung oder Sanierung von Gebäuden erleichtern. Durch eine smarte Steuerung der Kreisläufe können – je nach Ausgangslage - zwischen 10 bis 30 Prozent der Ressourcen eingespart werden. Auch kann der Digitale Zwilling Strom- oder Energieversorgung monitoren und Störungen in Echtzeit und mit genauer Ortsangabe melden. Übrigens können nicht nur elektronische Bestandteile digitalisiert werden. Auch Fensterflächen abzubilden und beispielsweise deren kontinuierliche Pflege, den Rückbau oder eine Wiederverwendung besser zu organisieren, ist möglich und sinnvoll, wenn es sich um komplexe Bauwerke mit erheblichen Flächen und Stückzahlen handelt. Mittlerweile gibt es auch erste Standards beispielsweise für die Bemusterung und Beschreibung von Bauteilen, so dass das Risiko gering ist, als Early Adaptor Pionierarbeit zu leisten und Schnittstellen zu schaffen, die später nicht mehr kompartibel sind.
 
Erste Beispiele, die belegen, wie sinnvoll die Digitalisierung von Gebäuden ist, sind auch in Berlin entstanden. Neben der bereits genannten Rudolf-Wisell-Brücke sind beispielsweise die Wohnplatte Lichterfelde oder das Studentenwohnheim S64 zu nennen. Auch die Berliner Wasserbetriebe haben bereits ein digitales Abbild ihres Netzes und ihrer Anlagen und das das Naturkundemuseum wird zurzeit in einer Zusammenarbeit von HTW und Museum digitalisiert. Dennoch setzt sich die Digitalisierung im Gebäudebereich nicht so schnell durch, wie das bei dem offensichtlichen Nutzen zu erwarten wäre.
 
In der an den Vortrag anschließenden Diskussion wurde deutlich, woran es liegt: Obwohl es mittlerweile kompetente Dienstleister für die Gebäudedigitalisierung gibt, so dass die technische Seite kein Hindernis darstellt, mangelt es an Kosten-Nutzen-Rechnungen, die potenzielle Nutzer:innen von der Sinnhaftigkeit von Digitalen Zwillingen überzeugen.
 
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, die unsere Präsentation des Themas fördert, fördert auch die Digitalisierung von Gebäuden, bekommt aber fast nur Neubauvorhaben auf den Tisch. Denn bei Neubauten wird in Zukunft bereits durch die Gesetzgebung mit neuen Auflagen und Standards ein gewisser Druck entstehen. -Endlich, denn Digitale Zwillinge werden uns helfen, im Immobilienbereich effizienter und nachhaltiger zu werden.
 
Wir werden in den nächsten Wochen eine Präsentation mit weiteren Informationen zu bereits bestehenden Digitalen Zwilingen, zu Fördermöglichkeiten, Ansprechpartner:innen und Netzwerken veröffentlichen.