Die Berliner Unternehmen setzen auf Zukunft, erst recht in der Krise

Interview zur Innovationserhebung 2021 mit Stephan Schwarz, Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe

Die turbulenten Zeiten wirken sich auch auf das Wirtschaftsleben aus. Die Innovationserhebung, die wir jetzt vorgelegt haben und die die Entwicklung im Coronajahr 2020 abbildet, deutet darauf hin, dass der Innovationsbereich relativ unberührt von den Unruhen geblieben ist. Wie schätzen Sie dies ein?
 
Senator Stephan Schwarz: Berlins Unternehmen stecken mitten in einer großen Transformation. Die Innovationsausgaben sind in Berlin im Coronajahr 2020 von 4,6 auf 5,06 Milliarden gestiegen. Das ist ein neuer Rekord, während wir im gleichen Zeitraum bundesweit eine rückläufige Entwickung sehen.
 
Diese Zahlen zeigen, dass die Berliner Unternehmen auf Zukunft setzen, erst recht in der Krise. Dabei konzentrieren sie sich auf strukturelle Innovationen und treiben die Digitalisierung ihrer Prozesse und Produkte voran. In der Pandemie wurden zwar vorübergehend Maßnahmen zur Kostensenkung ergriffen, rund ein Viertel der Unternehmen verschob auch Innovationsaktivitäten. Im Bereich der Digitalisierung aber wurden die Aktivitäten deutlich ausgebaut, sowohl bei den internen Prozessen, als auch bei den Vertriebswegen und den Produkten.
 
Hier hat sich bewährt, dass Berlin ein ideales Umfeld aus exzellenter Forschung und einer starken digitalen Startup-Szene bietet und der Senat die digitale Transformation mit maßgeschneiderten Programmen unterstützt, weil sie uns als Wirtschaftsstandort insgesamt resilienter gegen Krisen macht.
 
 
Die Zahlen zeigen, dass Berlin sein Profil als führender Digitalstandort innerhalb Deutschlands kontinuierlich ausbaut. Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?
 
Senator Stephan Schwarz: Die Digitalisierung ist ein entscheidender Faktor für die  Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg der Unternehmen, das gilt mittlerweile auch im industriellen Bereich. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Digitalisierung jetzt immer stärker auch Bereiche wie den Maschinen- und Fahrzeugbau erfasst. Dabei geht es nicht nur um die interne Digitalisierung. Die Branche hat auch ihre Ausgaben für digitale Produkte innerhalb des ersten Coronajahres um 40 Prozent gesteigert und geht damit einen deutlichen Schritt in Richtung Datenökonomie. Das ist zukunftsfähig.
 
 
Vor allem in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen ist Berlin führend in Deutschland. Worauf führen Sie das zurück?
 
Senator Stephan Schwarz: Wir haben hier ein riesiges Potenzial, das sich aus der exzellenten KI-Forschung unserer Hochschulen und Institute ergibt und Berlin im Zusammenspiel mit innovativen Unternehmen und Startups zu dem deutschen KI-Hotspot macht. Eine enge Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Forschung und Anwendung, ist der Schlüssel zum Erfolg. Das ermöglicht uns eine hohe Geschwindigkeit bei Innovationen und bietet erhebliche Wettbewerbsvorteile.
 
Vor allem der Finanzdienstleistungssektor und die Datenverarbeitung nutzen die Möglichkeiten, bauen ihre Datenanalysen aus und entwickeln mit den neuen technologischen Möglichkeiten zukunftsträchtige Produkte. Diese Innovationsfähigkeit macht die KI-Unternehmen weit über die Grenzen der Stadt attraktiv, so dass sie mittlerweile ihre Kunden bundesweit und international finden. Das zeigt, dass die gezielte Förderung dieser besonderen Berliner Innovationsszene sinnvoll ist und unserer Stadt Arbeit und Wachstum bringt.

Innovationserhebung 2021

Jedes Jahr führt die Technologiestiftung gemein­sam mit der Deutschen Innovationserhebung des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung eine Innovationserhebung für Berlin durch und gibt Einblicke in das Innovationsverhalten der Berliner Wirtschaft. Die aktuelle Ausgabe steht hier zum Download bereit. 
 

Innovationen in Berlin