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  • Thema Kultur

Was bedeutet digitale Souveränität für die Kultur?

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 20.11.2023
Anna Hantelmann
Bildschirm mit mehreren geöffneten digitalen Anwendungen

Virtuelle Bühnenerweiterung dank VR-Brillen oder Choreographien mit Industrierobotern – alles wird digitaler, auch in der Kulturszene. Oder nicht? Wie der selbstbestimmte Umgang mit digitalen Kulturangeboten und Infrastrukturen langfristig aussehen kann, berichtet das Netzwerk rund um unser Projekt kulturBdigital.

Unter Digitale Souveränität verstehen wir allgemein:

  1. Mit Hardware, Software und Daten selbstbestimmt umgehen.
  2. Neue Technologien und Trends kritisch durchleuchten und ihren Nutzen für die eigene Arbeit einschätzen.
  3. Diese digitalen Kompetenzen ganzheitlich aufbauen und somit möglichst unabhängig im digitalen Umfeld agieren.

Wie lässt sich das in Kunst und Kultur umsetzen? Was bedeutet digitale Souveränität für Kulturakteur:innen, die Neues ausprobieren wollen – aber auch von Förderungen abhängig sind? Diese drei Impulse haben wir bei der kulturBdigital-Konferenz 2023 mitgenommen:

#1: Digitalstrategien langfristig entwickeln – mit Mut zu kurzfristigen Experimenten 

  • Geplant statt reaktiv: Digitalstrategien wollen langfristig angelegt werden – und von den herausfordernden Rhythmen des Kulturbetriebs (z.B. Intendant:innenwechsel) möglichst unabhängig sein. Das gilt für die digitale Zusammenarbeit hinter den Kulissen genauso wie für die künstlerische Arbeit mit Technologien.
  • Einfach ausprobieren: Kurzfristige Experimente können Grundlagen für die Digitalstrategie schaffen und Entscheidungen beschleunigen. Egal, ob es das digitale Kollaborations-Tool oder die Open-Source-Anwendung ist – erste Ansätze helfen dabei, weitere Strategien für die Praxis abzuleiten.

Es muss nicht immer neu sein, aber interessant: Mit Industrierobotern tanzen? Das haben schon viele gemacht – wir haben es mit 360-Grad-Videos verbunden. Es hilft dann einen Schritt zurückzumachen und sich zu fragen: Wo möchte ich hin damit, was soll das mittelfristig mal werden?

Tina Lorenz :
Leitung des Digitaltheaters am Staatstheater Augsburg

#2 Mit Open Source den Risiken von Technologie(-Monopolen) vorbeugen

  • Risiken einkalkulieren: Neue Hardware ist an Servicegebunden und experimenteller Code an IT-Expert:innen.Große Investitionen (z.B. in Agenturleistungen) solltenlange Nachnutzung und Support vorsehen. Im Zweifel oder bei wenig interner IT-Expertise besser auf den Industriestandard setzen.
  • Auf Nummer sicher gehen: Ist der Code in der Software nicht nur dokumentiert, sondern auch kommentiert? Dann lässt er sich auch Jahre später noch gut nachvollziehen und anpassen. 

Digitale Souveränität bedeutet, selbstbestimmt umsetzen zu können. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern praktisch bis hin zur Hoheit über die Daten. Denn Daten sind Macht.

Nicolas Zimmer :
Nicolas Zimmer Vorstandsvorsitzender Technologiestiftung

#3 Digitaler Wandel ist keine Einzelaufgabe, sondern braucht Rückhalt 

  • Klasse statt Masse: Von IT-Organisation über digitales Management gibt es viele neue Digitalaufgaben in der Kultur. Priorisierte Ziele (z.B. IT-Sicherheit oder Barrierefreiheit) müssen klar herausgestellt werden – gerade ohne dezidierte Stelle fürs Digitale.
  • Eigene Expertise aufbauen: Egal, ob mit öffentlicher Sprechstunde zu neuen Tools oder transparentem Reporting zu Digitalstrategien – digitaler Wandel muss das gesamte Team mitnehmen. Was man dabei gewinnt: produktive Feedbackprozesse und langfristig verankertes Wissen im Team.

Eine Stelle macht noch keinen digitalen Wandel aus. Es braucht im ganzen Team ein Bewusstsein dafür, dass Digitales wichtig ist –  von der Vermittlung bis zur Erhaltung von Kultur.

Tabea Schwarze :
Digital Management, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Für mehr Impulse der kulturBdigital-Konferenz 2023 gibt es einen ausführlichen Nachbericht und die Vorträge von u.a. Tina Lorenz, Nicolas Zimmer und Tabea Schwarze auf YouTube zum Nachschauen.  

kulturBdigital

Projekt zur Stärkung digitaler Kompetenzen des Berliner Kulturbereichs. Mit kulturBdigital vermitteln wir Praxiswissen zum Einsatz digitaler Technologien, zeigen Good Practice Beispiele auf und vernetzen Berlins Kulturakteur:innen spartenübergreifend.


Zielgruppe

Kulturakteur:innen in Berlin