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Die Smarten Bürger verabschieden sich

  • Veröffentlichungsdatum 19.01.2017
Michael Scherer

Nach über zwei Jahren läuft unsere Infokampagne „Verbraucherschutz in der digitalen Welt“ aus. Zeit zurückzublicken. 

Im November 2016 sorgte der Bericht „Nackt im Netz“ des NDRs kurzfristig zur Aufregung: Die Redaktionen von Panorama und ZAPP hatten über ein Datenhändler Zugang zu einem Datensatz erlangt, in dem Webverläufe und Suchanfragen ein sehr intimes Bild des Privat- und Berufslebens hunderter Nutzer*innen zeichneten. Ausgerechnet die Browser-Erweiterung „Web of Trust“, die ein sicheres Surfen versprach, lieferte unter anderem die Daten wie Datum, Uhrzeit, Ort und Webadresse weiter an einen Zwischenhändler. Die Empörung der allgemeinen Öffentlichkeit über diesen Einbruch in die Privatsphäre hielt ungefähr eine Woche an – und spätestens mit den Wahlen in den USA hatten die Meisten den Skandal schon wieder vergessen. 

Erkenntnisse über die Datensammler bleiben folgenlos

Das ist eine Beobachtung, die wir im Projekt „Smarte Bürger – Verbraucherschutz in der digitalen Welt“ in den vergangenen zwei Jahren immer wieder anstellen konnten: Die breite Öffentlichkeit weiß zwar, dass Google, Amazon, Facebook und Andere Daten über uns sammeln, speichern und für geschäftliche Zwecke auswerten und so vielleicht ein deutlich detaillierteres Bild über unser Privatleben haben als vielleicht sogar Familie und Freunde, trotzdem wird dem Schutz der eigenen Daten nur wenig Beachtung geschenkt.

Durch unsere Diskussionsveranstaltungen und Workshops mit Lehrkräften, Schüler*Innen, Student*Innen und Eltern, und den Veranstaltungen auf denen wir mit dem interaktiven Parcours unterwegs waren, konnten wir einige Lektionen zum (vorläufigen) Ende des Projektes ziehen.

Unser Fazit zum Projekt: 

  • Obwohl Daten- & Verbraucherschutz wichtig und interessant sind, stießen unsere Aktionen oft auf eine phlegmatische Begeisterung – schnell war klar, dass man das Thema aktiv, wenn nicht sogar aggressiv an die Öffentlichkeit bringen muss.
  • Student*Innen und die Elterngeneration (21-50 Jahre) hielten das Thema für besonders wichtig, Jugendliche unter 15 und die über 65 Jährigen (darunter viele „Technikverweigerer“) waren weniger interessiert.
  • Gerade deswegen ist es wichtig, den Jüngeren frühzeitig Medien- und Datenkompetenz näher zu bringen sowie Eltern & Lehrkräften Hilfsmaterial und Informationen zu geben.
  • Bei den Besucher*Innen, die sich für das Thema interessieren, zeigt sich oft, dass ihnen grundlegende Kenntnisse und Tools fehlten. Diejenigen, die besser Bescheid wussten, konnten meistens uns noch was beibringen.
  • Es gibt nicht den einen richtigen Weg im Umgang mit den eigenen Daten. Es sollte jedoch ein Bewusstsein darüber herrschen, wo ich welche Daten hinterlasse und ob dies für den jeweiligen Zweck angemessen ist: Ob ich z.B. einem Spiel Zugriff auf meine Fotogalerie und meine komplette Kontaktliste ermögliche oder ob ich für die Planung sicherer Radwege temporär meine Bewegungsdaten zur Verfügung stelle.

Man geht nie ganz: Unsere Seite bleibt bestehen!

Für die Zusammenarbeit in den letzten Jahren danken wir besonders der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, dem Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. sowie allen Referent*Innen und Dozent*Innen und Einrichtungen, die uns bei der Arbeit unterstützt haben. 

Die Webseite www.smarte-buerger.de ist mit den Tipps, Glossar  sowie Quiz und Parcours weiterhin erreichbar.