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Treffpunkt WissensWerte: Abwassergeschichten

  • Veröffentlichungsdatum 12.10.2018
Frauke Nippel

Ein Blogbeitrag von Thomas Prinzler, Wissenschaftsredakteur bei Inforadio (rbb).

In Berlin wird mit viel Aufwand über die Uferfiltration Grundwasser neu hergestellt. Maria Steinecker, auszubildende Biologielaborantin ist skeptisch: "Ich weiß, was in Krankenhäusern ins Abwasser kommt. Wie kann man gewährleisten, dass die Rückstände gering bleiben?" -Ein Bericht über den letzten Treffpunkt WissensWerte an der Lise-Meitner-Schule.

Prof. em. Martin Jekel, Fachgebiet Wasserreinhaltung an der TU Berlin, empfiehlt, verstärkt über Alternativen nachzudenken, die in den Kläranlagen biologisch abbaubar sind. Aber, so Jekel,  er habe keine Bedenken, Wasser als Nahrungsmittel zu empfehlen. "Es gibt keine Bedenken für Mikroplastik. Es gibt keine Bedenken  bei den hygienischen Belastungen wie E.coli, den Fäkalbakterien. Aber es gibt gewisse Reste bei Pharmaka." Doch da würden alle Richt- und Grenzwerte eingehalten. 



Bis 2023 planen die Wasserbetriebe, eine Ozonungs-Anlage zu bauen, ergänzt Dr. Ulf Miehe vom Berliner Kompetenzzentrum Wasser. "Das ist eine der beiden gängigen Techniken, Ozonung und Aktivkohle, um Arzneimittel zu entfernen."  Eine weitere wichtige Aufgabe der Klärwerke sei es, so Miehe, Nährstoffe wie Nitrate oder Phosphate aus dem Abwasser zu entfernen. Dies geschieht in der biologischen Abwasserreinigung. Und zudem werden die Wasserbetriebe in den kommenden Jahren viel Geld in eine Flockungsfiltration investieren, um den Phosphorgehalt auf sehr geringe Werte  zu eliminieren, da dieser z.B. zur Algenbildung in den Berliner Gewässern führt. Auch gebe es Projekte, Phosphor aus dem Abwasser zurückzugewinnen. 



Die Investitionen führten jedoch zu einer Erhöhung der Abwasserkosten von ca. 5 bis 10 € pro Person pro Jahr. Das sei für eine 5-köpfige Familie eine beträchtliche Erhöhung, gibt Pascal Husemann zu bedenken. Laut Dr. Miehe werden diese Kosten aber nicht 1:1 auf die Kunden umgelegt. Der am OSZ in der Ausbildung befindliche Chemielaborant fragt, wie es gelingen könne, "die Bereitschaft in der Bevölkerung zu wecken, wie die Motivation gesteigert werden kann, mehr auf den eigenen Eintrag zu achten?" 



Maria Steinecker ergänzt: "Es kann nicht der Sinn sein, dass wir Technologien immer weiter vorwärts bringen, um gut zu machen, was wir schlecht machen. Wir sollten erst mal uns bremsen, bei uns Veränderungen bewirken." Martin Jekel bezweifelt die Wirksamkeit. Das ist gut gewollt. Aber wir müssen uns Beispiele anschauen, die jetzt schon laufen und die nicht gut funktionieren, wie der Gelbe Sack."  Die Trennung Verpackung von Restmüll funktioniere nicht, Technologien zu entwickeln sei notwendig.  



Doch auch die Chemikerin Dr. Ulrike Braun von der Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung sieht in der Verhaltensänderung eine wesentliche Aufgabe. Sie war an der Entwicklung  eines  einfachen Analyseverfahren für Mikroplastik im Abwasser beteiligt, für das es weltweit Interessenten gibt. Aber als vorrangig sieht sie das Vermeiden von Plastikmüll oder auch des  Reifenabriebs von Autos an: "Jeder Makrokunststoff, unachtsam weggeworfen, wird mit der Zeit Mikroplastik. Wir müssen einen Deckel draufschieben, wir müssen die Menge, die wir in die Umwelt entlassen, reduzieren."



Letztlich gilt das - da waren sich alle einig - für alle Stoffe im Wasser, die nicht reingehören, und die mit viel Technologie teuer wieder eliminiert werden müssen.

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