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Alte Studien nachgerechnet oder Forschung schafft mindestens 30.000 Jobs im Rest der Berliner Wirtschaft

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  • Veröffentlichungsdatum 27.11.2019
Dr. Christian Hammel

Ich wurde kürzlich um eine Aussage gebeten, wie wirtschaftsrelevant Forschung und Wissenschaft (FuE) in Berlin sind. Da diese Frage immer periodisch in Mode ist, hat das seit Anfang der Dekade (2011-2013) niemand mehr nachgerechnet. Was kann man heute dazu sagen?

An den Mechanismen hat sich nichts geändert: Es geht um Kreislaufeffekte und Wachstumseffekte.

Kreislaufeffekte heißt, dass Wissenschaft und Forschung Dinge in Berlin einkaufen, vom Kugelschreiber über wissenschaftliche Geräte bis zum Gebäude, was Umsätze in Berlin schafft. Außerdem geben die Beschäftigten der Einrichtungen einen Teil ihres Gehaltes in Berlin aus und die Beschäftigten der Zulieferer ebenfalls. Also noch mehr Umsatz. Ökonomen können die Effekte dieser „Input-Verflechtung“ berechnen und in € aufaddieren.

Wachstumseffekte heißt, dass Wissensproduktion, Wissenstransfer, Kooperationen, Spin-offs, Bildung und Wissens-spill-over (das ist der informelle Transfer in der Kantine oder der Straßenbahn) zu Wettbewerbsfähigkeit, Standortqualität, Gründungen, Fachkräften usw. führen, die zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Innovation in der regionalen Wirtschaft und damit ebenfalls zu Umsätzen führen. Die Fachliteratur schätzt diese Effekte manchmal sogar höher ein als die Kreislaufeffekte. Obwohl einzelne Studien die Mechanismen nachzeichnen und überschlägige Hochrechnungen anstellen, sind Aufsummierungen in € eher selten, da valide Daten gar nicht oder nur mit teuren Primärerhebungen zu bekommen sind.

 

Ältere Studien berechnen die Kreislaufeffekte wie in der vorstehenden Abbildung. Hochschulen und außeruniversitäre Forschung hatten in 2017 rund 60.000 Beschäftigte (4). Setzt man die Multiplikatoren aus Studien an, die Wissenschaft und Forschung im engeren Sinne betrachtet haben, also ohne die Nachfrage von Studierenden oder Unternehmen in der Nachbarschaft einzubeziehen, kann man vorsichtig überschlagen, dass Wissenschaft und Forschung in 2017 mindestens 30.000 Jobs im Rest der Berliner Wirtschaft geschaffen haben (5). Und zwar noch ohne ein einziges Kooperationsprojekt oder ähnliche Beiträge zum Wachstum! Durch das Wachstum der öffentlichen FuE-Ausgaben (6) dürften das aktuell nochmal mehr sein.

Dass die Berliner Wirtschaft intensiver mit der Forschung kooperiert als im Bundesdurchschnitt haben wir ja in der letzten Innovationserhebung Berlin gezeigt. Die nächste Innovationserhebung erscheint übrigens im ersten Quartal 2020.

Fazit

Dass Berlin seine Wissenschaft und Forschung seit einigen Jahren massiv stärkt, kommt also keinesfalls nur dem Erkenntnisgewinn zugute.


(1) einschließlich der Effekte aus der Nachfrage der Studierenden!
(2) inclusive Tochterunternehmen
(3) für den Gesamtstandort, also Wissenschaft und örtliche Wirtschaft => nicht direkt verlgeichbar
(4) Quelle: destatis, Fachserie 11 Reihe 4.4. und Fachserie 14 Reihe 3.6, letzte Zahlen (Stand Sep2019) für das Jahr 2017
(5) Unterstellt ist, dass sich die Anteile von Personal- und Sachausgaben an den Gesamtetats innerhalb von 5 Jahren nicht erheblich geändert haben.
(6) Daten: StaLa BW, 2019, Zugriff: 7.10.2019 , Darstellung: Technologiestiftung Berlin

 

Innovationen in Berlin

Nächtliche Großstadtatmosphäre mit befahrenen Straßen, die unter einer Brücke durchführt und beleuchteten Hochhäusern im Hintergrund.

Die Technologiestiftung stellt Politik, Verwaltung, Journalisten, interessierten Bürgern Zahlen, Daten und Fakten zur Innovation in Berlin zur Verfügung. Außerdem erstellt sie Studien, die Kompetenzen und regionale Chancen in einzelnen Technologiegebieten im Detail analysieren.