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Mehr Daten für die Kreislaufwirtschaft?

  • Rubrik Kommentar
  • Veröffentlichungsdatum 06.02.2024
Dr. Anett Kuntosch

Der Begriff der Kreislaufwirtschaft „trendet“: Nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Wissenschaft, Politik oder im Privaten. Auch Städte wie Berlin sehen in der Kreislaufwirtschaft ihre Zukunft. Vielen ist aber noch nicht klar, worum es dabei eigentlich geht: Müssen wir auf Dinge verzichten oder „reicht“ ein sorgsamerer Umgang mit dem, was wir bereits haben? Unsere Kollegin Anett Kuntosch arbeitet aktuell an einer Studie zur Kreislaufwirtschaft in Berlin und berichtet in ihrem Kommentar, welches Wissen uns für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft noch fehlt und welche Rolle Daten dabei spielen könnten.

Der Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft ist es, Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Das könnte erreicht werden, wenn die sogenannte lineare Wirtschaft – inklusive der Herstellung von Produkten und persönlichen Konsummustern – so verändert wird, dass Materialien möglichst lang im Kreislauf geführt werden können. Dieses Vorhaben ist wissens-, forschungs- und zeitintensiv. Und es erfordert eine Technologieoffenheit bei der Hervorbringung von Innovationen. 

Der Diskurs wird von großen Begriffen wie „Klimawandel“, „Green Deal“, „Nachhaltigkeit“ und „Ressourcen“ dominiert. Auf dieser übergeordneten Ebene werden allgemeine Ziele formuliert, allerdings verhindert diese oftmals stark global orientierte Ausrichtung das Aufzeigen konkreter Lösungswege und Herausforderungen vor Ort. Eine zentrale Frage bleibt also, wie dieses globale Thema regional so zugeschnitten werden kann, dass man konkrete Handlungsoptionen ableiten kann. In der Studie der Technologiestiftung Berlin, die derzeit im Bereich Innovation Policies & Research durchgeführt wird, fokussieren wir uns daher auf die konkreten Aspekte, Ressourcen und Daten, um möglichst präzise Ergebnisse zu erhalten.   

Was können Daten zur Kreislaufwirtschaft beitragen?

Ein Kernaspekt der Kreislaufwirtschaft ist die Frage nach den Stoffströmen – also den Wegen vom Rohstoff über die Verarbeitung bis zur möglichen Weiterverwendung oder zum Abfall – und den damit verbunden Ressourcen. Zur Beschreibung der Stoffströme benötigt man genaue Daten, damit beispielsweise Mengen und Verfügbarkeiten bestimmt werden können. Einzelne Stoffströme sind bereits heute gut mit Zahlen hinterlegt – andere dagegen nicht.

Die Literatur und die Stimmen aus der Praxis zeigen, dass die deutsche Kreislaufwirtschafts-Diskussion bisher stark vor dem Hintergrund des Recyclings geführt wurde. Diese Abfallströme sind somit bereits oft gut dokumentiert. Bei anderen Strömen – etwa Textilien oder Unterhaltungselektronik – gibt es noch blinde Flecken. Daher braucht es zunächst die Bestimmung eines Status Quo mittels zuverlässiger Daten. Damit geeignete Lösungsansätze ­– beispielsweise kreislaufverlängernde Maßnahmen – aus vorhandenem Datenmaterial abgeleitet werden können.

 

Innenansicht eines Handys.
Innenansicht eines Handys. © Anett Kuntosch

Welche Daten werden für die Kreislaufwirtschaft gebraucht?

Bei der Frage nach der Bedeutung von Daten und Digitalisierung für die Kreislaufwirtschaft wird aufgrund der Erhebungslücke noch oft über Potentiale gesprochen: Denn das Ausmaß der Ressourcenersparnis durch digitale Anwendungen für die Kreislaufwirtschaft ist (noch) nicht belegbar. Es fehlt außerdem an konkreten Beispielen dazu, welche Datensätze, Einzeldaten, Datenherkünfte oder Kombinationen im Speziellen für bestimmte Branchen notwendig sind, wie man diese Daten generiert und wer verantwortlich ist.

In unserer aktuellen Studie zur Kreislaufwirtschaft in Berlin möchten wir diese Aspekte anhand einiger konkreter Praxisbeispiele aus unterschiedlichen Bereichen aufgreifen. Dazu sollen einzelne innovative, datenbasierte Lösungsansätzen, zum Beispiel aus Design, Wiedernutzung oder Reparatur praxisnah beschrieben werden. Im Rahmen der Studie suchen wir daher noch nach Beispielen. Diese sind unabhängig davon, ob bereits Lösungen entwickelt wurden, oder ob es um Dokumentationen, Konzeption oder Datenerhebung geht. Wir freuen uns bei Interesse an einem Gespräch oder für Hinweise über eine Kontaktaufnahme mit anett.kuntosch[at]ts.berlin