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Lösungen für Menschen

  • Veröffentlichungsdatum 25.10.2019
Frauke Nippel

Interview mit Dr. Beatrice Moreno von der Hochschule für Wirtschaft und Technik

Ziel: in drei Sessions von jeweils drei Stunden Prototypen für die Stadt der Zukunft entwickeln. Werkzeuge: unsere Hacking Box, Kreativität und Teamgeist. So lauteten die Rahmenbedingungen für den Workshop „Prototype Your Future City!“, den die Technologiestiftung in Kooperation mit Dr. Beatrice Moreno von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in der letzten Woche im CityLAB Berlin durchführte. Am Ende gab es sechs Prototypen, die jetzt weiterentwickelt werden – einer bereits mit einem Industriepartner, der sich vorstellen kann, die Idee aufzunehmen. Von Abwasserfilter für zu Hause, über Gesundheits-Wearable bis hin zur städteübergreifenden Prototyping-Plattform war alles dabei.

 

Eines der Teams des „Prototype Your Future City!“-Workshops will einen Teststreifen entwickeln, der den Zuckergehalt von Marmeladen und Konfitüren anzeigt. Er kann außen auf dem Glas aufgebracht werden. Ein Unternehmen zeigt schon Interesse. Denn eine bewusste Ernährung, mehr Aufklärung über Lebensmittel ist ein echtes Zukunftsthema. Das ist ein tolles Ergebnis, oder?

Dr. Beatrice Moreno: Ja, ich bin mit dem Workshop sehr zufrieden. Die Idee für den Zuckermesstreifen ist dafür aber nicht der einzige Grund. Auch die anderen Teams haben sehr interessante und ausbaufähige Ideen zu zentralen Stadtthemen entwickelt. Entstanden sind sechs tolle Lösungen für Menschen und das Leben in der Stadt. Wie kann ich dieses Leben besser machen? Lösungen für Menschen stehen für mich immer im Mittelpunkt.

Die Städte der Zukunft und die darin lebenden Menschen werden mit Themen wie dem Klimawandel konfrontiert sein, sie werden erleben, dass die Medizin immer leistungsfähiger wird und die Kommunikationsnetze immer dichter. Dabei geht es in Europa meistens darum, die bestehende Infrastruktur nachhaltiger zu machen, Komfort und Lebensqualität zu verbessern. In anderen Städten der Welt geht es darum, erst mal Infrastruktur zu schaffen oder nach Naturkatastrophen oder Kriegen wiederaufzubauen. Egal, ob Europa, Afrika oder Asien: Technologie kann so viel dazu beitragen, das Leben besser zu machen. Wir müssen es tun!

Ich bin Ärztin und Informatikerin. Neben meiner Lehrtätigkeit für die HTW bin ich als Vorstand für Tech Unite e.V.. Bei Tech Unite e.V. laufen zurzeit 28 Projekte alleine in Afrika – um die Kommunikation zu erleichtern, die Wasserversorgung zu verbessern, eine bessere Gesundheitsversorgung zu ermöglichen… Ich will etwas machen, um die Dinge zu verbessern, ich sehe so viele Möglichkeiten, neue Technologien dafür zu nutzen!

Und genau das möchte ich den Studentinnen und Studenten vermitteln. Ich möchte sie motivieren, von den Menschen und ihren Bedürfnissen aus zu denken und IT-gestützten Lösungen zu entwickeln. Was mir auch sehr wichtig ist: deutlich machen, wie viel man im Team erreichen kann, wo jede und jeder sein besonderes Wissen und seine Stärken einbringt. So kann man fast alles erreichen, beispielsweise in 3x3 Stunden ein Konzept für eine Lösung entwickeln und einen Prototypen bauen.

Tatsächlich sind die Bandbreite der Ideen und das Tempo, mit dem sie entwickelt wurden, ganz erstaunlich. Wie kann man ohne weitere Vorbereitung innerhalb von kurzer Zeit so weit kommen?

Dr. Beatrice Moreno: Es funktioniert und zwar mit Design Thinking. Dabei muss man wissen: Kreativ arbeiten hat nichts mit chaotisch sein zu tun und bedeutet auch nicht, dass man ohne Druck arbeiten sollte. Im Gegenteil: Es gibt für die zu erledigenden Arbeiten immer einen ganz genauen Zeitplan – der wird gestoppt. Es muss alles sehr konzentriert ablaufen.

Die beiden anderen wichtigen Voraussetzungen: eine gründliche Analyse der Ausgangssituation und eine sehr konkrete Zieldefinition. Das ist wichtig, damit man sich nicht verläuft. Immer wieder muss man zurückgehen und überprüfen können, ob Annahmen und die Richtung der Gedanken stimmen.

Und dann braucht man natürlich etwas für die Hände. Denken alleine bringt uns nicht voran. Man muss ins Machen kommen! Die Hacking Box der Technologiestiftung ist dafür sehr gut geeignet. Ich kannte sie bereits aus einem Seminar, das ich im August 2018 mit syrischen Flüchtlingen gemacht habe und bei dem wir geschaut haben, was für technische Lösungen beim Wiederaufbau in den Städten helfen können. Schon damals fand ich die vielen kleinen und einfachen Bestandteile gerade für den Kreativprozess sehr anregend. Die Box hat uns auch diesmal wieder, zusammen mit den guten Ideen der Student*innen und entsprechenden Mentor*innen, weit gebracht.


Die Prototypen sind fertig. Wie geht es jetzt weiter?

Dr. Beatrice Moreno: Ich habe Rückmeldungen der Workshop-Teilnehmer*innen. Sie sind richtig ans Arbeiten gekommen und wollen die prototypischen Ideen jetzt in den nächsten Wochen weiter ausbauen. Ich habe schon den Endtermin verabredet: Am 15. Januar sind wir wieder im CityLAB und präsentieren, was aus den Vorhaben geworden ist. Bei Interesse sollte man sich den Termin schon mal vormerken. Ich denke, wir werden aber auch spätestens Anfang des nächsten Jahres auch wieder darauf aufmerksam machen. Bis dahin!

 

Der Workshop, für dessen inhaltliche Begleitung wir Dr. Beatrice Moreno gewonnen haben, wurde vom Bereich Empowerment & Capacity Buildung als Pilot konzipiert und durchgeführt. Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, schicken Sie uns gerne eine Mail.

CityLAB Berlin

Gut gelaunte Menschen stehen vor dem Eingang des CityLABs

Im CityLAB wird Innovation und Partizipation zusammen­gedacht: Verwaltung und Stadtgesellschaft arbeiten hier gemeinsam an Lösungen für das digitale Berlin von Morgen.


Zielgruppe

Stadtgesellschaft und Verwaltung