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9. LoRaWAN und TTN-Meeting: Verfügbarkeit = Kommerzieller Betrieb?

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  • Veröffentlichungsdatum 27.03.2019
Dr. Christian Hammel

Ein ausführlicher Bericht ist im Blog von TTN Berlin nachzulesen. Hier nur ein kurzes Fazit.

Am 22. März traf sich bei uns die LoRaWAN-Community - zum neunten Mal. Das Treffen hatte diesmal den Schwerpunkt Verfügbarkeit und kommerzielle LoRaWAN-Netze.

Dr. Olga Willner berichtete von der TheThings Conference Anfang des Jahres in Amsterdam, dass sich sowohl das Teilnehmer*innenspektrum als auch die Vorträge und Themen verglichen mit dem Vorjahr sehr stark von Maker*innen, Hacker*innen, Aktivist*innen und Communities hin zu Business, Businessmodellen und Anwendungen im Unternehmensalltag verschoben haben.

Dr. Gerald Troppenz, Zenner IoT, zeigte Beispiele privater LoRaWAN-Netze und Anwendungen von Stadtwerken und Stromversorgern aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Trier, von Anlagenüberwachung, z.B. in Trafohäuschen, die bisher gar nicht überwacht waren, über Zählerablesungen bis zur Überwachung von Parkplätzen und Einfahrten. Eigentlich keine völlig neuen Beispiele, aber die geneigte Leserschaft weiß, wie weit der Weg vom Demonstrator bis zur Anwendung im Regelbetrieb ist.

Dr. Gerhard Peter, TTN Berlin, zeigte, dass die Berliner TTN-Community sich mit mittlerweile um 100 Mitgliedern, die rund 80 Gateways betreiben, in Sachen Netzgröße und –verfügbarkeit nicht verstecken muss. In der TTN-Community muss niemand um Erlaubnis oder gar Zugangsdaten bitten. Deshalb sind nur Nutzer*innen bekannt, die das selbst offenlegen. Das sind etliche aus dem Bildungs- und Forschungsbereich. Neben der Deutschen Bahn, die viele Anwendungen selbst öffentlich macht, ist bekannt, dass weitere Unternehmen das Community-Netz nutzen und erweitern, um selbst LoRaWAN zu lernen und damit zu experimentieren.

Von Dr. Thomas Enge, BVV Pankow, war zu lernen, dass Schmalbandfunk für das Internet of Things im politischen Raum nicht ganz leicht zu kommunizieren ist. Die Entscheidungsfindung, ob man Bürger*innen auf kommunaler Ebene ein offenes Netz zur Verfügung stellen will, um bürgergetriebene Smart-City-Ideen zu fördern, ist deshalb langsamer als ungeduldigen Netzbürger*innen lieb ist. Immerhin findet das Thema seinen Weg in die Kommunalpolitik.

Die ausleihbare IoT-Version der Hacking Box ist ideal für erste Berührungen mit der Technologie.

Bedeutet das nun, dass LoRaWAN-Versorgung in der Fläche doch ein Thema für Netzbetreibern (z.B. Telekommunikationsunternehmen) ist und man warten muss, bis diese LoRa in der Fläche anbieten?

Mitnichten.

LoRaWAN-Versorgung durch Netzbetreiber, die ein Netz in der Fläche anbieten, gibt es in Deutschland nach wie vor nicht. Im Gegensatz zu Frankreich, den Benelux-Staaten und vielen weiteren Ländern bieten die in Deutschland aktiven Telkos kein LoRaWAN an. LoRaWAN-Netze in Deutschland sind deshalb aktuell immer Inseln, unabhängig davon, ob eine Community sie offen betreibt oder ob ein Stadtwerk sie bei einem Dienstleister oder einer Dienstleisterin für eigene Zwecke als privates Netz beauftragt. Bis solche Betreiber Spielregeln für ein Peering erarbeitet haben, wenn sie das denn vorantreiben, wird es wohl noch dauern. Überregionale Nutzer*innen müssen Daten einstweilen auf einer anderen Ebene zusammenführen, was ja technisch relativ unproblematisch ist. Regionalen Nutzer*innen kann das ziemlich egal sein. Sie haben dafür einen Vorteil, den beauftragte private Netze und ein Community-Netz gemeinsam haben: Man verschafft sich LoRaWAN dort, wo man es benötigt, einfach selbst, ob man nun ein Community-Gateway aufstellt oder eines für ein privates Netz aufstellen lässt. Vom guten Willen einer Telko, ein Funkloch – und sei es im eigenen Keller - zu schließen, ist man nicht abhängig.

Die neueste Veröffentlichung der Technologiestiftung zeigt Anwendungen im Gebäudemanagement

Und die Berliner TTN-Community?

Wie bei den vorigen Treffen auch verfolgen zwar viele Mitglieder gewerbliche Zwecke mit LoRaWAN, nutzen die Community aber gerne zum Austausch von Erfahrung und tragen durch offene Gateways auch zum Ausbau des Netzes bei. Es zeichnet sich jedoch nicht ab, dass die Community vorhätte, zum professionellen Dienstleister für Schmalbandfunk zu mutieren. Wohl deshalb beteiligen sich viele Community-Mitglieder gerne mit dem ein oder anderen Vortrag oder Workshop an Bildungsveranstaltungen, während das Interesse, als Community lokale Formate anzubieten, die den kommerziellen Markt adressieren, überschaubar bleibt.

IoT und Berlin gehören zusammen. Nachzulesen in unserer Studie.

Fazit

„LoRaWAN geht nicht mehr weg“. Diese Behauptung aus dem letzten September halte ich aufrecht. Die Unabhängigkeit von Telkos scheint attraktiv zu sein. Außer in Community-Gateways wird offenbar republikweit viel in private LoRaWAN-Netze investiert. Auch wenn mir lieber wäre, öffentliche Unternehmen wie Stadtwerke würden den Bürger*innenn mit offenen Netzen etwas zurückgeben, bringt die momentane Entwicklung immerhin die Technik voran. Emanzipatorische Aspekte der IT, von der Plattform zum Erlernen von IoT und Sensorik bis zu bürgergetriebenen Smart-City-Projekten bedient das nicht. Deshalb halte ich die offene Community-Version des TTN-Netzes nach wie vor für unterstützenswert. Dass wir von unseren öffentlichen Ver- und Entsorgern obendrein noch erwarten, dass sie Open Data freigeben, ist allerdings unabhängig vom Netz, das sie transportiert.