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Was macht Berlin lebenswert? 3 Erkenntnisse zur Wasserstadt – mit dem KWB

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 06.10.2025
Anna Hantelmann

Was macht eine Stadt lebenswert – und welche Rolle spielt Wasser für die Lebensqualität in Städten? Zusammen mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) beleuchten wir, wie digitale Lösungen uns helfen, die Wasserstadt Berlin nicht nur smarter, sondern auch lebenswerter zu gestalten. Warum Wasser ein oft unsichtbarer, aber unverzichtbarer Faktor für die Stadt von morgen ist, und nicht alle Wege nach Paris führen, das erklären wir hier. 

Eine interaktive Karte zeigt Berliner Badestellen und ihre aktuelle Wasserqualität – mittlerweile eine dauerhafte Webanwendung auf berlin.de und entstanden bei unserem Forschungsprojekt mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB). Damit Berlin zukünftig Hitzeperioden genau wie Starkregen und Überschwemmungen digital vorausdenken kann, kombinieren wir gemeinsam mit dem KWB wissenschaftliche Modelle mit Prototypen zum Ausprobieren. Die drei wichtigsten Erkenntnisse für die lebenswerte Wasserstadt von morgen teilen wir hier.

1 Wasser bestimmt (un)sichtbar die Lebensqualität in der Stadt – aber verteilt sich nicht immer gerecht

Ob Trinkwasser, Grundwasser oder Kanalisation: Wasser gehört zu unserer Daseinsvorsorge in der Stadt und bleibt aber oft unsichtbar. Damit Wasser in hoher Qualität aus dem Hahn fließt, müssen wir Grundwasser und Gewässer schützen und sauber halten.

Auch das sichtbare Wasser, also Oberflächengewässer, hat Auswirkungen auf Lebensqualität in der Stadt: An Seen und Flüssen verbringen Menschen ihre Freizeit – und können sich so von anderen Stressfaktoren in der Stadt erholen. Ob Baden, Abkühlen oder Wassersport: Pausen am oder im Wasser wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Umgekehrt entscheidet soziale Benachteiligung – etwa Wohnort und finanzielle Mittel – oft darüber, wie weit der Weg zum Wasser ist und ob Schwimmunterricht oder bezahlter Eintritt zu Badestellen überhaupt zugänglich sind.

Nicht zuletzt spielt Regenwasser eine große Rolle in der Stadt und hat einen direkten Einfluss auf andere wichtige Umweltfaktoren. Grünflächen, Bäume und damit auch die Luftqualität und Temperatur in der Stadt profitieren davon, wenn Regenwasser im Sinne der Schwammstadt nicht direkt abgeleitet, sondern gezielt bewirtschaftet wird. In dicht bebauten städtischen Gebieten kann Regenwasser oft nicht versickern oder verdunsten, was bei Starkregen zu überlasteten Kanalisationssystemen und Überschwemmungen führt.

2 Berlin hat beste Voraussetzungen als Wasserstadt – und nachhaltige Schwammstadt

Die Anforderungen an die Wasserqualität in Berlin sind hoch: Denn die Hauptstadt gewinnt ihr Trinkwasser aus dem Grundwasser. Auch die große Anzahl von Gewässern, die diverse Nutzungen in der Stadt ermöglichen, genießen einen besonderen Schutz. Aber Spiel und Spaß ist nicht überall erlaubt: Denn Berlin ist auf Bundesebene gleichzeitig Wasserstraße, das heißt Schiffe haben Vorrang.

Berlin kann sich selbst mit Wasser versorgen, das ist besonders. Auch die rund 300 Kleingewässer sind für Menschen und Tierwelt einmalig – genau wie die größeren Wasserflächen, die sogar Segeln in der Stadt möglich machen. Es gibt zwar viele versiegelte Flächen, aber auch viel Wasser und Grün – und digitale Tools können helfen, die Wasserstadt Berlin noch lebenswerter zu gestalten.

Pascale Rouault :
Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Wasser Berlin

Wie in vielen anderen europäischen Städten kann Extremwetter in Berlin zu Überlastungen der Kanalisation führen. Wie Berlin zukünftig klimabedingten Starkregen und Überschwemmungen digital vorausdenken kann, das untersuchen wir aktuell im Projekt Smartwater.

Ein großes Ziel der Hauptstadt: Berlin will Schwammstadt werden, also wie ein Schwamm Regenwasser aufnehmen und bei Bedarf wieder freisetzen. Der durch Versiegelung beeinträchtigte, natürliche Wasserkreislauf – Niederschlag, Versickerung und Verdunstung – soll wieder hergestellt werden. Das gespeicherte Regenwasser kann die Stadt durch Verdunstung kühlen und auch für die Bewässerung eingesetzt werden, wodurch wertvolles Trinkwasser eingespart wird.

3 Paris macht’s vor: Wasser braucht mehr Wertschätzung – und praxisnahe Forschung durch digitale Lösungen

In Paris haben die neuen Bademöglichkeiten in der Seine zuletzt für besondere Aufmerksamkeit gesorgt – und damit auch für eine neue Wertschätzung von Wasser. Aber auch andere Städte widmen sich einzelnen Maßnahmen verstärkt. Zum Beispiel entsiegelt Lyon pro Jahr 1% seiner Flächen und in Hamburg gibt es erste multifunktionale Flächen wie Spielplätze, Sportflächen oder Parks, die neben ihrer Hauptfunktion auch Wasser bewirtschaften. 

Wie viele andere Städte setzt Berlin auf eine klimagerechte Stadtentwicklung mit blau-grüne Infrastrukturen – und das auch mithilfe digitaler Planungstools wie in unserem Projekt Amarex. Das Ziel: Ein smartes Regenwassermanagement. Grüne Infrastrukturen wie Parks oder begrünte Dächer und Fassaden können Regenwasser aufnehmen. Das heißt: Dort, wo der Regen fällt, verdunstet er auch. Zusätzlich können blaue Infrastrukturen wie Teiche und Verdunstungsmulden das Wasser bei Starkregen auffangen und speichern. Mehr Grün- und Wasserflächen sorgen außerdem für windige, schattige Plätze und helfen dabei, die Stadt während Hitzeperioden zu kühlen.

Für die Wasserstadt der Zukunft lässt sich festhalten: Städtische Initiativen und Reallabore sorgen auch dafür, dass Dinge ausprobiert werden, die noch nicht gesetzlich verankert sind. Auch praxisnahe Forschung ist ein wichtiger Faktor, um neue Modelle direkt bei den städtischen Wasserbetrieben und Verwaltungen zu etablieren – und als digitale Lösungen für alle greifbar zu machen.