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Was ist Open Source? Wie wir Berlins digitale Lösungen für alle öffnen

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 07.05.2025
Marie-Claire Krahulec

Digitale Anwendungen sollten uns helfen – nicht einschränken. Doch oft sind Systeme in undurchsichtige Strukturen verpackt, die Wenige kontrollieren. Open Source macht Schluss damit: Software wird offen, nachvollziehbar und gemeinsam verbessert. Das schafft Unabhängigkeit und bringt innovative Lösungen hervor, die für alle zugänglich sind. Ein Blick darauf, warum Offenheit der Schlüssel zu einer nachhaltigen, gemeinwohlorientierten Digitalisierung ist.

Innovation entsteht nicht im luftleeren Raum. Sie entwickelt sich, wenn wir bestehende Lösungen nutzen, testen und teilen. Open Source macht das möglich: Entwickler:innen müssen nicht bei Null anfangen, sondern können auf erprobtem Code aufbauen – das spart Zeit und hilft, bekannte Fehler zu vermeiden. So wird Fortschritt gemeinsam und effizient gestaltet.

Was ist Open Source?

Open Source bedeutet, dass der Quellcode einer Software öffentlich ist. Jede:r kann ihn einsehen, nutzen und weiterentwickeln. Es steht für Transparenz, digitale Souveränität und Zusammenarbeit.

Wie wir mit Open Source Verwaltung und Gesellschaft voranbringen

Open Source ist für uns mehr als eine technische Entscheidung – es ist das Fundament unserer Arbeit. Unsere Open-Source-Strategie folgt dem Prinzip "Public Money, Public Code": Was mit öffentlichen Mitteln entwickelt wird, sollte auch der Allgemeinheit zugutekommen. So entstehen nachhaltige, flexible und anpassbare digitale Lösungen, die Abhängigkeiten von proprietären Anbietern reduzieren und die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Entwickler:innen und der Stadtgesellschaft fördern. Nutzer:innentests mit Mitarbeitenden der Berliner Senatskanzlei oder der Leitfaden für Open Source in der Berliner Verwaltung etwa helfen den Behörden, offene Softwarelösungen strategisch zu nutzen.

Auf GitHub pflegen wir über 450 Open-Source-Repositories, die unsere Arbeit dokumentieren, weiterverwendbar machen und zur aktiven Mitgestaltung einladen.

Wie funktioniert Open Source in der Praxis?

Wir werfen einen Blick auf drei unserer Open-Source-Projekte, die Verwaltungsinformationen zugänglicher machen, urbane Lebensqualität verbessern und Menschen für den Erhalt des Stadtgrüns zusammenbringen.

Open Source für eine transparente Verwaltung: Unser Blick auf Parla

Mit Parla müssen wir uns nicht mehr mühsam durch endlose PDFs klicken: Das CityLAB hat eine Open-Source-Lösung entwickelt, die Schriftliche Anfragen und Hausausschussprotokolle der Berliner Verwaltung analysiert und durchsuchbar macht. Eine intelligente Suchfunktion mit Natural Language Processing (NLP) hilft dabei, relevante Inhalte schneller zu finden und erstellt präzise Zusammenfassungen von mehr als 15.000 Dokumenten der aktuellen Wahlperiode.

Das Github Repository von Parla beinhaltet eine ausführliche Dokumentation der verwendeten Technologie und ermöglicht es damit, die Anwendung kostenfrei und frei nachnutzbar anzupassen. Einen Deep Dive des CityLAB-Prototyping-Teams zum technischen Aufbau von Parla gibt es hier.

Warum setzen wir bei Parla auf Open Source?

Weil es uns ermöglicht, Technologie nachvollziehbar und überprüfbar zu machen und bürokratische Prozesse verständlicher zu gestalten. Wir können Parla gemeinsam mit Entwickler:innen und der Verwaltung weiterentwickeln, anpassen und auf neue Anwendungsfälle ausweiten. Das reduziert Abhängigkeiten von proprietären Anbietern.

Das Interesse an unserem offenen Code ist groß und wir freuen uns, wenn er auch in anderen Städten und Kommunen Anwendung finden wird.

Open Source für eine hitzeresiliente Stadt: Unser Blick auf die Berliner Erfrischungskarte

Open Source bedeutet für uns nicht nur Transparenz, sondern auch die Möglichkeit, digitale Lösungen flexibel weiterzuentwickeln. Ein Beispiel dafür ist die Erfrischungskarte, entwickelt von der Open Data Informationsstelle Berlin (ODIS). Dieses Tool hilft uns, an heißen Tagen schnell Orte zu finden, die Abkühlung bieten – und das mit einer Reihe praktischer Funktionen.

Die interaktive Karte zeigt öffentliche Trinkbrunnen, Wasserspielplätze, schattige Orte oder  öffentliche „kühle” Orte wie Kirchen oder Nachbarschaftshäuser und nutzt dabei offene Geodaten. Technisch basiert die Erfrischungskarte auf einem offenen Technologie-Stack. Die verarbeiteten Daten und die Skripte zur Datenprozessierung sind in diesem GitHub Repository zu finden.

Warum setzen wir bei der Erfrischungskarte auf Open Source?

Weil es uns erlaubt, diese Lösung stetig weiterzuentwickeln und auf andere Städte zu übertragen. Die Stadt Leipzig hat die Erfrischungskarte bereits übernommen und an die eigene Dateninfrastruktur angepasst. So schaffen wir nachhaltige, flexible und anpassbare Lösungen, um unsere Städte etwa resilienter gegenüber dem Klimawandel zu machen.

Open Source für eine grünere Stadt: Unser Blick auf Gieß den Kiez

Offene Software lebt von Zusammenarbeit und digitaler Souveränität – zwei Aspekte, die bei Gieß den Kiez im Mittelpunkt stehen und sogar über die Technologie hinaus gehen: Nicht nur der Quellcode ist offen, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft ist zentral.

Die interaktive Karte zeigt über 960.000 Stadtbäume, inklusive Baumart, Alter und individuellem Wasserbedarf auf Basis von Niederschlags- und Bewässerungsdaten. Nutzer:innen können über die Website Bäume adoptieren, Gießungen protokollieren und sich mit der Community vernetzen.

Gieß den Kiez hat nicht nur in Berlin eine Bewegung losgetreten und die Gieß-Community aktiviert, sondern wirkt inzwischen weit über Deutschland hinaus – sogar global.

Die Anwendung basiert auf offenen Geo-Daten wie dem städtischen Baumkataster sowie auf Daten des Deutschen Wetterdienstes und werden regelmäßig aktualisiert. Der Quellcode von Gieß den Kiez ist auf GitHub verfügbar. Eine Anleitung zur lokalen Einrichtung der Plattform findet sich ebenfalls dort.

Warum setzen wir bei Gieß den Kiez auf Open Source?

Weil es nicht nur eine technologische, sondern auch eine gemeinschaftliche Lösung ist. Offener Code ermöglicht es, die jeweilige städtische Plattform eigenständig anzupassen und weiterzuentwickeln. Die Community kann das System flexibel erweitern – durch neue Funktionen und die Integration lokaler Daten. So wächst Gieß den Kiez mit den Bedürfnissen der Anwender:innen und bleibt ein nachhaltiges Werkzeug für den Erhalt des urbanen Grüns.

Dank des offenen Ansatzes konnte Gieß den Kiez bereits in anderen Städten wie Leipzig und Magdeburg umgesetzt werden und kommt seit dieser Saison auch in Paris in Einsatz. So wird aus einer lokalen Initiative eine skalierbare Lösung für klimaresiliente Städte weltweit.

Open Source für alle: Unser Blick in die Zukunft

Offener Code ist mehr als eine technische Grundlage – er lädt dazu ein, Städte gemeinsam smarter und lebenswerter zu gestalten. Jede Zeile Code eröffnet neue Möglichkeiten, und diese Projekte sind erst der Anfang. Ihre Weiterentwicklung liegt in vielen Händen – bereit für neue Ideen, neue Städte und neue Perspektiven. Wir freuen uns über Kollaborationen!

Ein letzter Blick auf unser GitHub-Repository lohnt sich – dort gibt es viele Möglichkeiten zur Mitgestaltung in der Open-Source-Community.