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Was ist ein Kiezblock? Wie Berliner:innen die Verkehrswende mitgestalten

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 11.09.2024
Anna Hantelmann

Verkehrsberuhigte Straßen, die zum Spielen, Radfahren und zum Austausch in der Nachbarschaft einladen: Was sind eigentlich Kiezblocks? Und wie genau gestalten Nachbar:innen die Verkehrswende direkt vor ihrer Haustür? Wir erklären, welche Potenziale und Herausforderungen in Kiezblocks als verkehrsberuhigte Wohnblöcke stecken – und wie unser Kiezlabor gemeinsam mit Berliner:innen ihre Stadt gestaltet.

Mehr und mehr Menschen in Großstädten wie Barcelona oder New York erobern sich Raum in ihrer Nachbarschaft zurück. Auch in Berlin sollen Kiezblocks den Weg hin zu einer nachhaltigen, grünen Stadt ebnen – und sind damit Teil einer weltweiten Bewegung von Initiativen, die Stadträume und ihren Verkehr neu denken und gemeinsam gestalten will.

Was ist ein Kiezblock?

Ein Kiezblock bezeichnet einen Wohnblock ohne Kfz-Durchgangsverkehr und ist auch unter dem Namen „Superblock“ bekannt, nach dem Vorbild von Barcelona. Dort wurden in den 2010er-Jahren sogenannte Superblocks öffentlichkeitswirksam geschaffen. Im Rahmen eines Mobilitätsplans der damaligen Bürgermeisterin Ada Colau wurden diagonal durch das Schachbrett-Muster der Stadt verkehrsberuhigte, grüne Achsen geschaffen.

Wie sieht es genau aus, wenn Menschen in Städten Raum zurückerobern? Kiezblocks oder Superblocks sind bekannt für ihre bunten Markierungen zum Spielen oder Fahrradfahren, ihre begrünten Sitzflächen für Nachbarschaftsbegegnungen und Poller oder Blumenkübel als Absperrungen für den Durchfahrtsverkehr.

Was sind Vorteile von einem Kiezblock?

Die Vorteile von Kiezblocks sind:

  • Neue und alternative Nutzungen von Stadtraum durch Verkehrsberuhigung: Sichere Wege für die Jüngsten und Ältesten, Begegnungsräume und Freizeitflächen für alle Nachbar:innen sowie Verbesserung der Luft- und Lebensqualität
  • Bei der Stadtentwicklung schnell ins Machen kommen: Kurzfristige Veränderung des Stadtraums (sogenannter taktischer Urbanismus oder Urban Prototyping), um die Wohn- und Verkehrssituation langfristig zu verändern.
  • Die Bedürfnisse der Nachbarschaft durch Ausprobieren verstehen: mit schnell umsetzbaren, kostengünstigen Aktionen in der Stadt zeigen, was möglich ist und welche Angebote auch wirklich angenommen werden.

Was sind Herausforderungen von einem Kiezblock?

Die Herausforderungen von Kiezblocks sind:

  • Verkehrsberuhigte Stadtteile werden attraktiver und sind stärker von Gentrifizierung betroffen
  • Engagements für Kiezblocks kommt oft von Menschen, die bestimmte Ressourcen haben (Zeit, Geld) und bestimmte Interessen vertreten
  • Kiezblocks können nicht alle Flächen einnehmen, da z.B. Hauptverkehrsstraßen anderen Reglementierung unterliegen

Zusammengefasst: Kiezblocks beinhalten viele Potenziale für eine alternative Verteilung von Stadtraum und eine nachhaltige Verkehrswende durch eine engagierte Nachbarschaft, bergen aber Herausforderungen in puncto Interessenslager und Bedürfnissen.

Kiezblocks und unser Kiezlabor in Berlin

In Berlin gibt es mittlerweile über 70 Kiezblocks, vor allem in verdichteten Stadträumen und auch außerhalb des S-Bahn-Rings.

Unser Kiezlabor ist ein Projekt im Rahmen der Strategie "Gemeinsam Digital: Berlin" und zeigt beispielhaft, wie Beteiligungsmöglichkeiten für eine breite städtische Gemeinschaft gestaltet werden können. Das Kiezlabor hat sich zum Ziel gesetzt, den Bürger:innen einen Ort im Stadtraum zu bieten, an dem sie sich einbringen und den digitalen Wandel aktiv mitgestalten können und dient auch als Plattform für den Austausch zwischen lokalen Initiativen und der öffentlichen Verwaltung.

Mit dem Kiezlabor schaffen wir einen temporären Raum, an dem wir gemeinsam mit der Stadtgesellschaft lokal relevante Themen diskutieren und zum Mitgestalten einladen.

Anne Kruse :
Projektleiterin Kiezlabor

Mit dem Kiezlabor bieten wir regelmäßig Formate an, in denen Ideen zur Umsetzung von Kiezblocks diskutiert und visualisiert werden. Mit dem KI-Tool Stadtvisionen können wir zum Beispiel Fotos von Straßen und Plätzen nach den Wünschen der Bewohner:innen umgestalten und damit Ideen bildlich umsetzen. Wir wünschen uns, dass die Vorstellung von dem, was an bekannten Orte des Alltags möglich ist, erweitert wird. In unserem Kiezlabor kommen so bunte Vorschläge wie ein Gemeinschaftsgarten, ein Markt, breitere Radwege und Sitzmöbel oder auch ein Koiteich auf dem Schulvorplatz zustande.

Aktueller Hinweis: Der letzte Standort der Kiezlabor-Tour 2024 ist bei der Bibliothek am Wasserturm in Pankow. Dort werden Beteiligungsformate zum Kiezblock im Winsviertel stattfinden. Es gibt offene Sprechstunden und Ideensammlungen vom Bezirksamt. Die Ergebnisse fließen dann in den offiziellen Beteiligungsprozess ein.

Für einen Einstieg in das Thema empfehlen wir bei dem Beteiligungsprojekt Kiezlabor von unserem CityLAB vorbeizuschauen, mehr Informationen gibt es hier: kiezlabor.de

Kiezlabor

Städte sind wichtige Inkubatoren für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen – vom sich wandelnden Klima bis zur digitalen Transformation. Doch wie können Bewohner:innen heute schon ihre Ideen einbringen und so an einer nachhaltigen Stadtentwicklung beteiligt werden? Das Modellprojekt Kiezlabor zeigt, wie Teilhabe in der Stadt aussehen kann: Mit einem energieautarken Tiny House, das durch die Berliner Bezirke tourt – und mit digitalen Methoden und Inhalten die Stadt von morgen gestaltet.  


Zielgruppe

Stadtgesellschaft