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  • Thema Bildung

Forum Wissenswerte: Bedrohte Ressource Wasser

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 31.07.2025
Michael Scherer

Die Zukunft der Wasserversorgung in Berlin und Brandenburg

Berlin und Brandenburg gehören zu den trockensten Regionen Deutschlands. Auch wenn es zuletzt etwas mehr geregnet hat, reicht dieser Niederschlag kaum aus, um die Folgen der monatelangen auszugleichen. Die Auswirkungen des Klimawandels werden mit jedem Jahr deutlicher: heiße Sommer, sinkende Grundwasserpegel und langanhaltende Dürreperioden. „Höchste Zeit, den Umgang mit der Ressource Wasser zu überdenken“, fordern Expertinnen und Experten.

Ein Beitrag von Jessica Wiener

Warum ist Wasser die wertvollste Ressource in Berlin und Brandenburg?

„Süßwasser ist die wertvollste Ressource, die wir haben – und sie ist endlich“, betonen Prof.in Dr. Irina Engelhardt ( TU-Berlin), Dr. Veikko Junghans (Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA)) und Dr. Andreas Matzinger (Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB)) einig. Die Expert:innen sind sich einig: Wir müssen das Wasser stärker als begrenztes Gut verstehen und die Ressource in der Region halten. Welche Maßnahmen dafür in Frage kommen, variiert jedoch deutlich zwischen Berlin und Brandenburg.

Wie ist die aktuelle Wasserversorgung in Berlin und Brandenburg?

Die Trinkwassergewinnung unterscheidet sich in beiden Region stark. Berlin bezieht den Großteil seines Wasser aus Oberflächengewässern. „60 bis 70 Prozent des Trinkwassers sind Uferfiltrat – Also Wasser, das aus Seen und Flüssen – wie Spree und Havel – entnommen, gefiltert und gereinigt wurde“, erklärt Engelhardt. Damit könne man in Berlin „ganz gut durchkommen“, so die Hydrogeologin.

Brandenburg dagegen ist zu etwa 90 Prozent auf Grundwasser angewiesen. „Wir haben damit (…) eine viel höhere Abhängigkeit von Klimaveränderungen“. Klimaveränderungen lassen die Pegel jedoch dramatisch sinken – teils um bis zu drei Meter.

Das bedeutet: Stadt und Land brauchen unterschiedliche Strategien.

Welche Maßnahmen braucht Berlin für eine sichere Wasserversorgung?

Berlin muss seinen Wasserhaushalt natürlicher gestalten, sagt Andreas Matzinger vom KWB.

Empfohlene Maßnahmen sind:

  • Entsiegelung von Flächen
  • Begrünung von Höfen und Dächern begrünen
  • Offne Wasserflächen und Versickerungssysteme

Diese Maßnahmen fördern die Verdunstung, wirken kühlend und verringern die Hitzebelastung in der Stadt.

Wie kann Berlin Regenwasser besser nutzen?

Aktuell wird Regenwasser in Berlin vor allem in die Kanalisation abgeleitet und geht damit für die städtische Begrünung verloren.

Regenwasser kann niederschwellig genutzt werden, indem es direkt Bäumen oder Pflanzen zugeführt wird – oder über Zisternen für Bewässerung und Toilettenspülung.

Dr. Andreas Matzinger :
Kompetenzzentrum Wasser Berlin

Wie reagiert Brandenburg auf die sinkenden Grundwasserpegel?

Da Niederschläge nicht mehr ausreichen, um die Grundwasserpegel zu stabilisieren, wird in Brandenburg über künstliche Grundwasseranreicherung nachgedacht. „Dafür leiten wir Oberflächenwasser gezielt in tiefere Bodenschichten“, erklärt Engelhardt. Auch große Sickerbecken könnten genutzt werden.

Wie kann die Landwirtschaft Wasser sparen?

Brandenburg prüft zudem die Wiederaufbereitung von Abwasser für die Bewässerung. Junghans sieht hier Potenzial, verweist aber auf hohe Kosten und fehlende Infrastruktur: „Der größte Teil des gereinigten Abwassers entsteht dort, wo keine Ackerflächen sind.“

Abwasser wiederaufzubereiten ist technisch möglich, aber sehr teuer und infrastrukturell herausfordernd.

Dr. Veikko Junghans :
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.,

Warum sind politische Entscheidungen unverzichtbar?

Alle Maßnahmen – von Regenwassernutzung bis zur Grundwasseranreicherung – können nur Teile der Lösung sein. „Der Wasserbedarf steigt, während das Angebot sinkt“, fasst Engelhardt zusammen. Ein zukunftsorientiertes Wassermanagement und politische Entscheidungen sind daher entscheidend.

Alles an einem Ort – häuslicher Bedarf, Industrie, Landwirtschaft – wird mit der endlichen Ressource irgendwann nicht mehr möglich sein. Da kann man sich noch so totsparen.

Prof. Dr. Irina Engelhardt :
Technische Universität Berlin, Institut für Angewandte Geowissenschaften

Das Gespräch führte Jessica Wiener, Wissenschaftsredakteurin beim rbb24 Inforadio. Der Podcast auf der Webseite des Inforadios abrufbar.

Referent:innen

Prof.in Dr. Irina Engelhardt
Technische Universität Berlin, Institut für Angewandte Geowissenschaften, Gruppenleiterin „Hydrogeologie“

Dr. Veikko Junghans
Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Stv. Obmann des Fachausschusses „Bodenwassermanagement“
Sprecher der Arbeitsgruppe „Klarwasserverwertung für die Bewässerung“

Dr. Andreas Matzinger
Kompetenzzentrum Wasser Berlin
Gruppenleiter „Regenwasser & Gewässer“

Das Forum Wissenswerte ist eine gemeinsame Veranstaltung der Technologiestiftung Berlin und rbb24 Inforadio. Die Sendung finden Sie zum Nachhören im rbb24 Inforadio und in der ARD Audiothek.

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Das Forum Wissenswerte gibt einen vielseitigen Einblick in aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Forschung, die unser Leben maßgeblich prägen. In Kooperation mit rbb24 Inforadio.