30 Jahre Technologiestiftung: Das große Jubiläums-Interview
Die Technologiestiftung Berlin feiert runden Geburtstag – wir werden 30 Jahre alt! Zum Jubiläum fragen wir unsere Dienstältesten und Dienstjüngsten nach ihren Gedanken zu Berlin, ihrer Arbeit – und nach ihren Geburtstagswünschen für die Technologiestiftung.
Was ist dein Lieblingsort in Berlin?
Elona: Mein Lieblingsort in Berlin ist – und das war schon so, als ich nach Berlin gezogen bin – die Karl-Marx-Allee – nicht zu verwechseln mit der Karl-Marx-Straße. Hier kommen alle Verkehrsteilnehmer:innen zusammen: Fußgänger:innen, Fahrradfahrer:innen und Autos – und dann noch diese riesigen Bäume. Das ist ein tolles Freiheitsgefühl und ich fahre da einfach gerne mit dem Fahrrad lang.
Annette: Bei mir sind es alle Kultureinrichtungen, seien es Theatersessel oder auch Museen und Bibliotheken.
Mein Lieblingsort ist alles, was mit Kultur zu tun hat und kein spezieller Ort, weil die Angebote einfach zu unterschiedlich sind.
Dieter: Ich wohne relativ nah am Tiergarten und dort ist es zu jeder Jahreszeit toll, aber besonders, wenn der Rhododendron blüht – das ist eine wunderbare Blütenpracht. Aber es gibt auch andere tolle Orte: die Biberburg zum Beispiel, oder dort, wo die Eisvögel manchmal sind oder die Schildkröten.
Was wolltest du als Kind mal werden?
Dieter: Astronaut, denn ich bin Jahrgang 1960. Das heißt, ich habe natürlich die Mondlandung am Fernseher verfolgt und die ganzen Sendungen rundherum. Und das war für mich natürlich super spannend. Später ist dann aber relativ schnell klar geworden, dass es Chemiker wird. Nicht immer zur Freude meiner Familie, die hatten schon etwas Sorge, dass das Haus abbrennt.
Ich wollte Romanautorin werden – am liebsten wollte ich Ritterromane schreiben. Eigentlich wollte ich selber Ritter werden, habe mich dann aber auf was lebenspraktisches konzentriert.
Wie erklärst du beim nächsten Familientreffen, was die Technologiestiftung macht?
Gesa: Ich sage: Liebe Oma, ich arbeite in einer gemeinnützigen Stiftung. Das heißt: Die kümmern sich um das Wohl von allen Menschen in Berlin. Und wir machen konkret Digitalisierung. Das heißt, wir sorgen dafür, mit digitalen Lösungen das Leben für die Menschen in Berlin einfacher zu machen, mehr Teilhabe zu ermöglichen und auch lebenswerter zu machen.
Elona: Also ich sage immer, dass wir prototypische Anwendungen für das Zusammenleben in Berlin gestalten. Wie können wir zum Beispiel den Arbeitsalltag für die Verwaltung technologisch verbessern und vereinfachen? Meine Aufgabe ist dabei die Konzeption und die Gestaltung von diesen prototypischen Anwendungen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob meine Oma das versteht...
Annette: Wir sind eine gemeinnützige Stiftung und begleiten in Berlin das Innovationsgeschehen. Das heißt: Wir arbeiten mit ganz vielen unterschiedlichen Leuten zusammen, sei es aus der Verwaltung, aus Wissenschaft – und in meinem Fall aus Kultur und Bildungseinrichtungen. Zum Beispiel schauen wir uns mit Kulturakteur:innen an, was sie brauchen, um KI in ihrer täglichen Arbeit sinnvoll anzuwenden. Wir bieten Veranstaltungen oder auch nur einfach Informationen dazu an.
Die Technologiestiftung kümmert sich darum, dass mithilfe der Digitalisierung Dinge für die Allgemeinheit besser werden.
Edith: Ich nenne dann oft drei Beispiele, um zu sagen, was wir machen. Erstens: kleineren Organisationen helfen, zum Beispiel im Kulturbereich, damit sie mit digitalen Tools ihre Möglichkeiten erweitern können, beispielsweise um ihr Programm online zu stellen. Das ist für die großen Organisationen kein Problem, für Kleine ist es schwierig und war zum Beispiel in der Corona-Zeit für die Einrichtungen sehr wichtig. Zweitens: Wir überlegen uns Möglichkeiten und probieren aus, wie die Verwaltung besser werden kann, zum Beispiel die Bürgerämter. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden in der Verwaltung sehen wir uns Prozesse an und überlegen, was verbessert werden könnte. So probieren wir z.B. ein Check-in System aus, das dabei hilft, die Terminvergabe effizienter zu machen. Und das Dritte, was ich sage, ist: Wir gucken, wie man offene Daten und Sensoren nutzen kann, um dem Klimawandel zu begegnen; ob das nun eine Übersicht über Berliner Straßenbäume und deren Wasserbedarf ist oder, gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin, die Frage zu stellen, wie sich Starkregen auf die Qualität von Gewässern auswirkt – das war ja gerade bei den Olympischen Spielen in Paris ein großes Thema.
Es lässt sich an unseren Projekten auch gut zeigen, dass wir mit der Wissenschaftsförderung eigentlich auch eine Förderung der Stadt als solche machen, weil unser Rohstoff hier in der Stadt eben Wissen ist.
Wobei hättest du nie gedacht, dass es mal Teil deiner Arbeit wäre?
Elona: Dass ich mich Designerin nennen kann. Denn ich dachte immer, das geht nur im klassischen Design und nicht für digitale Tools. Heute macht es mich glücklich, als Designerin das Zusammenleben in Berlin mitgestalten zu können.
Edith: Finanzen. Eigentlich wollte ich promovieren. Dann hat mich die Leitung eines Frauenkulturzentrums in einem besetzen Haus in Schöneberg an der Potsdamer Straße interessiert. Dafür brach die Finanzierung weg und ich bin in der Koordination des Hauses gelandet, mit Finanzen, Zuwendungen, Projektmanagement, Geschäftsbetrieb, einer sozialpädagogisch betreuten Mädchenwohngemeinschaft, und Vielem mehr. Eigentlich war das nicht der Job, in den ich reinwollte – ich habe ihn aber doch 10 Jahre gemacht. Danach wollte ich kein Zuwendungsrecht und keine Gemeinnützigkeit mehr – und bin nun bald 25 Jahre bei der Stiftung mit genau diesen Themen. Und ich mag es sehr, dazu beizutragen, dass unsere tollen Projekte nicht aus Compliance-Gründen scheitern.
Was wünschst du dir für die Zukunft der Technologiestiftung?
Edith: Dass sie das tut, was sie immer getan hat: sich weiterentwickeln. Dass sie eine nachhaltige und verlässliche finanzielle Grundlage bekommt, um ihre Satzungszwecke zu verfolgen. Dass die Zusammenarbeit mit dem Land ausgebaut wird, die Stiftung aber auch ihre Unabhängigkeit behält.
Ich wünsche der Technologiestiftung, dass sie so tolle Projekte – wie sie sie auch schon ins Leben gerufen hat – weiter entwickeln und gestalten kann. Und dass diese Projekte weiterhin einen Mehrwert für die Stadt Berlin liefern.