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  • Thema Smart City

Zum Stand der Dinge der Smart City Strategie

  • Rubrik Interview
  • Veröffentlichungsdatum 04.05.2021
Frauke Nippel

Interview mit Dr. Niklas Kossow, Projektmanager des Smart City-Strategieprozesses

Digitalisierung ist kein Ziel, was wir erreichen wollen, sondern ein Instrument für den Wandel.

Dr. Niklas Kossow

Berlin entwickelt zurzeit im Auftrag der Senatskanzlei eine Strategie zur Smart City-Entwicklung. Du managst Teile dieses Prozesses. Wo stehen wir denn heute? Ich habe gehört, dass noch bis zum 08.05. ein Entwurf für das Strategiepapier online ist, der von allen Berliner:innen kommentiert werden kann.

Niklas Kossow: Ja, zurzeit sind alle in der Stadt eingeladen, den Entwurf zu kommentieren, der nach der 1. Beteiligungsphase im März/April entstanden ist.

Damals hatten wir erstmals zum Mitmachen aufgerufen. Wir haben gefragt: Wie stellen Sie sich die Stadt von morgen vor und wie soll der Weg dahin aussehen? Die Befragung haben wir online über die Beteiligungsplattform der Stadt organisiert und mit 25 Workshops, zu denen wir extra eingeladen hatten. Diese Workshops sollten sicherstellen, dass wirklich alle wichtigen Stakeholder eingebunden sind, von der Wirtschaft und Wissenschaft bis zur Kultur und vor allem auch den sogenannten stillen Gruppen wie Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen oder mit Migrationshintergrund, die unbedingt auch gehört werden müssen.

Bei den Workshops waren insgesamt rund 250 Berliner:innen dabei. Online haben wir rund 1.600 Rückmeldungen bekommen. Dieser Input ist in den Entwurf des Strategischen Rahmens geflossen, den wir jetzt online gestellt haben. Wir werten die Kommentare anschließend wieder aus und werden dann das Feedback der Berliner:innen einarbeiten.

Kann man nach dieser 1. Runde thematische Schwerpunkte ausmachen oder auch formulieren, wo die Zielkonflikte auf dem Weg zur Smart City liegen?

Niklas Kossow: Tatsächlich haben sich bestimmte Themen herauskristallisiert, die offensichtlich alle beschäftigen. Das ist in erster Linie das Thema „Öffentlicher Raum“. Wie soll dieser Raum genutzt werden? Wo sollen beispielsweise Autos parken dürfen, wo nicht? Gleichzeitig wird klar, wie komplex das Ganze ist, denn natürlich beantworten Menschen in den Außenbezirken eine solche Frage ganz anders als die, die innerhalb des Rings wohnen, wo der Raum knapp ist. Genauso sieht es bei einem zweiten Thema aus, das mit dem öffentlichen Raum eng verbunden ist und immer wieder genannt wurde, nämlich dem Verkehrsthema.

Aber schwerwiegende Zielkonflikte gibt es gar nicht. Das ist vielleicht auf den ersten Blick erstaunlich, bei näherem Hinsehen aber ganz plausibel. Nehmen wir zum Beispiel das Thema „Bezahlbarer Wohnraum“, ein Thema, das alle in der Stadt bewegt. Da stellt sich schnell heraus, dass ein Konsens möglich ist. Die teuren Mieten belasten die gesamte Zukunftsentwicklung und haben Auswirkungen auf alle. Die Mieter:innen sind nämlich nicht die einzigen Akteur:innen, die unter der Situation leiden. Auch Wirtschaftsunternehmen drängen auf eine Lösung, denn für ihre Personalentwicklung ist es auch sehr wichtig, dass die Leute sich die Mieten leisten können.

Es gibt also durchaus unterschiedliche Motivationen, für bestimmte Ziele einzutreten, aber die Ziele sind gar nicht so unterschiedlich. Die Menschen wünschen sich eine nachhaltige Stadt, sie wünschen sich eine resiliente Stadt und sie wollen diese kooperativ entwickeln, orientiert am Gemeinwohl. Das ist nicht strittig.

Mir fällt auf, dass wir jetzt gar nicht über Digitalisierung gesprochen haben. Ist das nicht wichtig in diesem Zusammenhang?

Niklas Kossow: Die Digitalisierung ist kein Ziel, was wir erreichen wollen, sondern ein Instrument für den Wandel. Dafür allerdings ist sie sehr wichtig. Wenn ich alleine an den Beteiligungsprozess denke, den wir zurzeit unternehmen, der wäre ohne digitale Tools in Pandemiezeiten gar nicht denkbar. Und das zeigt: Wenn wir kooperativ entwickeln wollen, werden wir uns ganz sicher digitaler Tools bedienen. Denn dieses Ziel, kooperativ zu arbeiten, können wir heute viel besser erreichen als in analogen Zeiten. Auch eine nachhaltige und resiliente Infrastruktur ist ohne eine intelligente Vernetzung gar nicht möglich. Insofern ist das Digitalisierungsthema auf jeden Fall immer mit dabei, aber eben kein Ziel an sich.
 


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