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Wer Smart City sagt, sollte auch Open Data sagen!

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  • Veröffentlichungsdatum 23.10.2015
Dr. Christian Hammel

Kürzlich wurde ich um einen Beitrag für ein Smart City Sonderheft von der gemeinderat gebeten

mit der Bitte, etwas über machbare Herangehensweisen und Strategien auszusagen. Im Prinzip sind die Empfehlungen die selben geblieben wie im Report Smart City Berlin aus 2013. Eine Empfehlung haben wir allerdings deutlich nachdrücklicher formuliert,  nämlich die, "Betriebsdaten" der Stadt als open data zur Verfügung zu stellen.

Für eine Smart City müssen Städte und Gemeinden Daten ihrer Netze  sinnvoll und echtzeitnah mit Daten der Infrastruktur und weiteren Daten der Stadt verknüpfen, damit die Daten als Messgrößen wieder Eingang ins Regelsystem Stadt finden können. "Netze" meint hier Strom, Gas, Wasser, Daten, Wärme und Verkehr und zwar sowohl Betriebsdaten als künftig vermutlich auch Tarife, wenn diese steuernden Einfluss haben sollen. "Infrastruktur" umfasst Gebäude, deren Betriebsdaten (Heizung, Klimatisierung, Beleuchtung und ggf. Eigenstromerzeugung), regelbare Großverbraucher, Erzeugungsanlagen, Ampelschaltungen, Parkplätze, aber durchaus auch Auslastungen, Öffnungszeiten und Tarife infrastrukturähnlicher Dienstleistungen wie Handel, Pflegedienste oder staatliche Dienste (vom Rettungswesen bis Bürgeramt). Weitere vernetzungsrelevante Daten sind Geodaten und Umweltdaten (Lärm, Luftverschmutzung,...). Wer mit solchen Daten das Gesamtsystem optimieren oder Anreize zur Selbstoptimierung setzen will, braucht den maschinenlesbaren Zugang dazu. Irgendwann wird es dafür auch genormte Schnittstellen geben, die zum Stand der Technik gehören. Einstweilen empfehlen wir Stadtverwaltungen dringend, sich in allen Neuausschreibungen von Netzen und Infrastrukturen den Zugang zu den Betriebsdaten zu sichern. Um diesen Zugang dauerhaft zu sichern und viel Streit mit den Betreibern zu vermeiden, empfehlen wir darüber hinaus, die Veröffentlichung als open data in die Verträge zu schreiben. Dann stehen die Daten langfristig der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine EU-Richtlinie, auf die man sich gegenüber öffentlichen Einrichtungen und von der öffentlichen Hand beauftragten Leistungserbringern mit dieser Forderung berufen kann, gibt es immerhin seit 2013.

Nach jahre- oder jahrzehntelangen Diskussionen über Einfluss oder Einflussverlust der kommunalen Daseinsfürsorge im Zusammenhang mit Privatisierungen oder Rekommunalisierungen von Netzen, Gebäuden oder  Stadtwerken hilft die Sicherung eines smart City - Rohstoffes als Allmende dabei, dass man seine Kräfte auf nützliche Anwendungen der Daten konzentrieren kann, statt sich über Datenzugänge zu streiten.

Die Kommune muss dann auch nicht zwingend selbst die Idee haben, welche App gerade die sinnvollste und prioritärste ist. Die Anwendung brokenlifts der Sozialhelden ist ein gutes Beispiel, wie Akteure der Zivilgesellschaft selbst mit Open Data Nützliches für die smart city beitragen. Die Innovationskraft der Bürger und Unternehmer ist aber deutlich leichter zu mobilisieren, wenn diese per Selbstbedienung an die Daten gelangen können. Außerdem wird man sich hinsichtlich des Zugangs zum Rohstoff Daten ungern vom guten Willen Dritter abhängig machen. Schon gleich nicht, wenn das die eigenen Infrastruktur- und Netzbetreiber sind.

Quellen

Technologiestiftung und Smart City

Unsere eigene Herangehensweise und unsere Handlungsempfehlungen finden Sie am ausführlichsten im entsprechenden Report Smart City Berlin, der auch nach fast zwei Jahren noch aktuell ist.

Zu unseren Empfehlungen (Visualisierung, Leuchtturmprojekte, Living Labs, Anreizsysteme und Mobilitätskonzepte) stehen wir auch nach wie vor und freuen uns, dass sie weitgehend in die Smart City Strategie des Senats eingeflossen sind.Smarte Lösungen für die alternde Gesellschaft stellen die Reports Smart Home Berlin - von der Komfortzone zum Gesundheitsstandort und Demografie und Mobilität in Berlin 2030 vor.

Technologiestiftung und Open Data

Studie Digitales Gold

Hackathon zum (offenen!) 3D-Stadtmodell

Aufruf zu Datenspenden für die Smart City

aktuell laufende Studie zur Nutzung von Open Data

 

Weitere Links

Open Data Richtlinie (2013/37/EU)

Datenportal des Landes Berlin

aufbereitete Geodaten und Umweltdaten des Landes Berlin