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  • Thema Smart City

Energieversorgung: Raus aus der Blackbox

  • Veröffentlichungsdatum 01.10.2021
Frauke Nippel

Rund 30 Prozent der Energie, die wir verbrauchen, geht in die Gebäudebewirtschaftung. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, muss sich das ändern; wir müssen lernen, viel effizienter mit der Energie umzugehen. Die Technologiestiftung weist seit einiger Zeit darauf hin, dass die digitale Steuerung der vorhandenen Energiekreise bereits viel bringen kann. Jetzt haben wir ein Team von Ingenieuren beauftragt, belastbare Zahlen zu den Einsparpotenzialen zu ermitteln. Bei einem Workshop wurden erste Ergebnisse vorgestellt. Die anschließende Diskussion zeigte, dass die technische Machbarkeit alleine nicht reicht, um das Thema voranzubringen – aber auch, dass die Dinge langsam in Bewegung kommen.

Bisher ordnet die Wohnungswirtschaft den Gebäudebestand bestimmten Gebäudetypen zu, ermittelt den Energieverbrauch und schätzt dann mögliche Einsparpotenziale. Das ist zwangsläufig ungenau und liefert kaum belastbare Informationen dazu, wo man für die Einsparungen eingreifen sollte. Ein erstaunlicher Befund angesichts der Größe des Problems und des bestehenden Zeitdrucks.

Akzeptanz für digitale Haustechnik steigt

Bereits ein autarkes Gateway ermöglicht es dem Nutzer oder der Nutzerin, die Energieströme zu überwachen und effizienter mit der einkommenden Energie umzugehen, beispielsweise für einzelne Räume genaue Versorgungspläne aufzustellen und durchzuführen. Die Kosteneinsparungen, die so möglich sind, werden schnell deutlich. Mittlerweile sind die meisten Menschen mit Apps vertraut, die technische Geräte steuern. Ein autarkes Gateway, das neben den Energieströmen noch weitere Daten - zum Beispiel zur Legionellenbelastung des Wassers – ermittelt und damit den Wohnstandard erhöht, dürfte also mittlerweile auf große Akzeptanz stoßen.

Noch perspektivreicher allerdings ist das Submetering, das den einzelnen Haushalt mit der Umgebung vernetzt. In Verbindung mit einem Smart Meter Gateway eröffnet es die Möglichkeit, Energieströme von außen kontinuierlich zu monitoren und smart zu steuern. Mittlerweile sind Verständnis und Akzeptanz für eine solche Datenerhebung gewachsen. Doch wegen der Kosten, die das Umrüsten im Bestand verursacht, setzt sich das Submetering nur langsam durch, sieht man vom Gewerbeimmobilienbereich einmal ab. Die Expert:innen sprechen vom Mieter-Vermieter-Dilemma.

Neue Rahmenbedingungen schaffen Bewegung

Dass es möglich ist, Mieter:innen mit dem Hinweis auf die Potenziale für die teure Umrüstung zu begeistern und damit das Problem zu lösen, ist fraglich; für viele auch, ob die Kosten überhaupt einfach an die Mieter:innen abgewälzt werden können.

Jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache. Denn die Rahmenbedingungen ändern sich. Der gesetzliche Energieausweis, der bisher die Energiebilanz von Häusern ausweist, wird schrittweise überarbeitet und die digitale Welt überführt. Gebäude sollen zukünftig nach einem Smart Readiness Indikator kategorisiert werden und müssen damit viel mehr Informationen über ihre Gesamtperformance preisgeben. Auch bei den Energieabrechnungen ändert sich einiges: Diese müssen zukünftig auf Anfrage der Mieter:innen monatlich erfolgen – eine Regelung, die sich mit den bisherigen technischen Bedingungen für sehr viele Wohnungen gar nicht realisieren lässt. Es besteht also dringender Handlungsbedarf zur Digitalisierung der Gebäude und ihrer Schnittstellen für eine zukunftsfähige Kommunikation;,die nicht zuletzt mit den Nutzer:innen zugute kommt.

Jetzt sind Politik und Verbände gefragt, die digitale Modernisierung des Gebäudebestandes, insbesondere der Wohnbauten zu organisieren, die Mieter:innen mitzunehmen und auch zu klären, wer die Kosten trägt.

Fest steht, dass alleine die digitale Erfassung und ein unterjähriges Monitoring der Energieströme ein Riesenschritt nach vorne wäre. Denn wie sollen wir ein Problem bewältigen, dass wir nicht einmal hinreichend erfasst haben?

Die Ergebnisse der Studie zu den Energieeinsparpotenzialen mit digitalen Technologien werden wir noch in diesem Jahr näher vorstellen. Wenn Sie die Studie erhalten wollen, melden Sie sich gerne bei uns, so dass wir Ihnen nach der Publikation der Studie zeitnah den Link zuschicken können.