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  • Thema Neue Technologien

16. Treffen der LoRaWAN / TTN -Community, Bericht

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  • Veröffentlichungsdatum 09.03.2022
Dr. Christian Hammel

Das Programm muss an dieser Stelle nicht wiederholt werden – es stand in der Einladung. Hier ein persönlicher Eindruck und ein Fazit.

Innovationen mit LoRaWAN-Technologie

Die Unternehmen Dezem und Komre, beide in der IoT und Leittechnikszene durchaus bekannt, stellten ihre LoRaWAN-Erfahrungen kurz vor. Die Dezem GmbH stellt Steuerungsplattfomen und Messgeräte und Sensorik für die industrielle und Gebäudeleittechnik her und hat ihr Sortiment um ein LoRaWAN-Kommunikationsmodul ergänzt, das als plug und play-Komponente seinen geringen Strombedarf von 120 µA direkt aus der Messtechnik beziehen kann. Die Komre AG entwickelt und betreibt unter anderem Mess- und Kommunikationstechnik auf eigener Funkfrequenz im 2m-Band für den KRITIS-Bereich, z.B. Tankfüllstands-Sensoren, die helfen sollen, auch bei sehr langen Stromausfällen Versorgungs- und Rettungsstrukturen aufrecht zu erhalten und hat mit LoRaWAN auf eigener Funkfrequenz experimentiert. Sehr erfreulich: In beiden Fällen bekamen wir keine Verkaufsvorträge, sondern sehr offene Erfahrungsberichte aus der Entwicklung und außerdem Kooperationsangebote an die Community, sowohl an die Hochschulen als auch an die Tech-Aktivist:innen, zur Unterstützung von Experimenten mit den LoRaWAN-Modulen und zur Nutzung der proprietären Frequenz für Experimente mit Sendeleistungen oberhalb der im ISM-Band erlaubten.

 

TTN: Offenes Netz ermöglicht nichtkommerzielle Anwendungen

Die beiden zivilgesellschaftlichen Projekte, beide in der Community nicht unbekannt und auch mit Mitwirkung einiger Community-Mitglieder entstanden, informierten über Stand und Ergebnisse. Bei der Verkehrszählung in Pankow hat man gelernt, dass die Zahl der Beteiligten und der Aufwand enorm sind, bis alle Genehmigungen und Einverständnisse vorliegen, um Sensoren rechtlich sauber an Straßenlaternen montieren zu dürfen. Die Findung von Anlieger:innen, die bereit waren, ein Gateway aufzustellen, der Zusammenbau der Systeme und die Findung von Mitstreiter:innen, die freiwillig auf die Leiter steigen, waren dagegen deutlich planbarer. Das System misst inzwischen und die Validierung gegenüber händisch gezählten Werten läuft. Wir freuen uns darauf, dass voraussichtlich Ende des Monats Pankow die Ergebnisse vorstellen wird.

Stadtpuls.com, ein Projekt aus unserem eigenen Haus, und in der Community bisher als „offener IoT-Datenserver“ bekannt, ist inzwischen gestartet. Bürger:innen können dort selbst gemessene IoT-live-Daten hochladen, kartografisch, z.B. für journalistisches Storytelling visualisieren und ihre Daten von dort wiederum Dritten zum Download oder per API bereitstellen. Einige der Tester und Pilotnutzer kommen aus der community, kein Wunder also, dass die Diskussion neben Lob viele Wünsche nach zusätzlichen Funktionen (mehrkanalige Sensoren, mobile Sensoren, usw.) auslöste, für die neben der Diskussion auch eine pull request Funktion zur Verfügung steht.

 

Kreativer Austausch braucht Treffen und Zeit für Informelles

In Sachen Communityentwicklung wurde zunächst Helium vorgestellt, dessen immenses Wachstum das eigene weit übertrifft. Im Rahmen einer Radtour mit einem LoRaWAN-Device durch den Berliner Südwesten wurde von einem Communitymitglied überprüft, dass die hohe Netzabdeckung und Gatewaydichte von Helium tatsächlich auch keine vollmündige Ankündigung, sondern vorhanden und funktionsfähig ist. Darüber ob Helium wegen der hohen Gatewayzahl ein ernsthafter Wettbewerb für die Entwicklung der Community ist oder eher nicht, weil sich Helium-Betreiber nicht für nichtkommerzielle offene Netze interessieren, sondern für den kommerziellen Datentransport, gingen die Meinungen durchaus auseinander.

Die Diskussion wurde beim anschließenden Networking und community-foo fortgesetzt. Das ging übrigens wie bei den letzten Treffen länger als die gesamte Veranstaltung. Dauer und die Vielzahl von Themen (wie von einem Techie-Stammtisch zu erwarten) scheinen mir den Bedarf nach solchen fachlichen Austauschformaten deutlich zu belegen. Die Networking-Themen waren: Nutzerfreundlichkeit des TTN; Vergleich unterschiedlicher LoRa-Chips; Chipkrise und Verfügbarkeit von LoRa-Bausteinen; Sinn und Unsinn von Antennenselbstbau; LoRaWAN-Netz-IDs; Katzentracker; Heißluftlöten; chirp-Signale; LoRa-Projekte und Berufsschule; bridging bubbles; Meshfähigkeit von LoRaWAN; Haftung und Funkregulierung; Elektronikschrott; Ideen und bilaterale Verabredungen zu künftigen Aktivitäten und bestimmt noch einige weitere Punkte, die ich in dieser Aufzählung vergessen habe. Sehr kreativ. Sehr anregend. Dafür ist Networking ja da.


FAZIT: Das intensive Networking zeigt, dass Bedarf für solche Treffen besteht. Spaß hat es auch gemacht und obendrein den Horizont erweitert. Ich hoffe, dass das 17. Treffen endlich wieder live auf unserer Terrasse stattfinden kann. Wer eine Einladung dazu erhalten will und nicht ohnehin auf dem Verteiler steht, schickt mir bitte eine Mail an christian.hammel@ts.berlin .